Uebernachtet haben wir einmal im Haus einer Familie und einmal in einem Kloster. Die erste Nacht war eine der kaeltesten meines Lebens. Das Haus besteht wie hier ueblich aus Holzlatten, der Wind pfeifft durch die Ritzen, geschlafen wird auf dem Boden. Wir bekamen als Gaeste eine sehr duenne Matratze, darauf legten wir eine Wolldecke, die restlichen drei Wolldecken wickelten wir um unsere Koerper. Dies ist solange ganz gut, wie man regungslos daliegt. Das Drehen auf die andere Seite war eine Angelegenheit, die mehrere Minuten in Anspruch nahm. Genaue Temperaturangaben haben wir leider keine, aber diese sollen sich zwischen null und fuenf Grad befunden haben. Wir blieben am Morgen so lange liegen, bis uns die Sonnenstrahlen ein bisschen waermten. Sogleich begaben wir uns in die Kueche, wo ein waermendes Feuer auf uns wartete. Spaeter kam ein Nachbar herein und brachte unserem Koch Blumenkohl. Er war barfuss (die Schuhe =Flipflops bleiben in Myanmar immer draussen vor der Tuere), dazu trug er unten nur den auch bei Maennern ueblichen Wickelrock. Oben trug er eine Winterjacke und Muetze. Htun Ti meinte, dass er wohl um fuenf Uhr auf das Feld gegangen ist.
Die zweite Nacht im Kloster war nicht mehr gar so kalt, aber immer noch kalt. Das Dorf lag in einem Talkessel und auch noch ein paar Hoehenmeter hoeher als das Kloster. Jedes Dorf in Myanmar hat sein eigenes Kloster. Ist es zu klein, schliesst es sich mit dem Nachbardorf zusammen. Um ein Kloster zu unterhalten, braucht es 50 Familien. Die Moenche und Novizen bekommen alles Essen von den Dorfbewohnern. Jeder Mann in Myanmar geht mindestens einmal in seinem Leben in ein Kloster. Viele gehen fuer ein paar Jahre als Novizen und spaeter als Moench nochmals, dann jedoch nur noch fuer ein paar Wochen oder Monate. Bis zwanzig Jahre ist man Novize, nachher Moench, unabhaengig davon, wie lange man im Kloster ist oder bleibt. Haben die Eltern Muehe mit der Erziehung ihrer Knaben, schicken sie diese einfach ins Kloster. Das harte Klosterleben soll sie wieder zur Vernunft bringen. Es gibt auch Nonnenkloester, jedoch nicht so viele und selten auf dem Land. Dies waere doch auch etwas fuer unsere verwoehnten Knaben!
Waehrend des Abendessens stroemten immer mehr Frauen ins Kloster. Nicht jedoch, um zu beten, sondern um sich um den Fernseher zu versammeln. Am naechsten Tag reisen die zwei Leiterinnen eines Agrarworkshops der UNO ab und deshalb wurde der Obermoench gefragt, ob er noch Petrol fuer den Generator hat (Strom kommt nur aus dem Generator und das Wasser aus dem Brunnen). Spaeter kamen auch Kinder und Maenner und so versammelte sich im Laufe des Abends das halbe Dorf im Versammlungsraum des Klosters und schauten im Fernsehen Karaokevideos an. Diese Videos sind der Renner in Myanmar, darueber in einem Beitrag uebers Busfahren mehr. Die Maenner sassen direkt vor dem Fernseher und die Frauen hinten, eine Durchmischung der Geschlechter fand nicht statt. Von uns nahmen die Leute nur am Rande Notiz. Weil am naechsten Tag Vollmond war und der Vollmond mit einer Feier im Kloster gefeiert wird, gingen die meisten Leute schon bald wieder nach Hause. Als wir erwachten, waren erneut sehr viele Leute im Versammlungsraum. Sie brachten die Opfergaben fuer das Kloster und Buddha. Zu diesem Anlass trugen alle ihre schoensten Kleider. In einem anderem Kloster auf dem Weg zum Inlesee erlebten wir die Segnung der Opfergaben. Einer der Novizen nahm diese vor. Dazu setzte er sich auf einen grossen Sessel und sprach die Gebete. Um sich nicht abzulenken, hielt er sich einen grossen Faecher vor das Gesicht, doch er schaute staendig zu uns hinueber. Einmal erhob sich ein Gemurmel bei den Glaeubigen, da er einen Fehler gemacht hatte. Doch Htun Ti sagte uns, dass er die Sache gut gemacht hat. Die Eltern des Novizen, die anwesend waren, konnten stolz auf ihn sein. Die Aelteren blieben nach der Segnung noch im Kloster, um zu meditieren, die anderen kehrten auf die Felder zurueck.
Trotz der tollen Erlebnisse wird mein Weg nicht ins Kloster fuehren.
Patrik
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