Freitag, 31. August 2007

Busfahren auf Java, Teil 2


In den letzten Tagen waren wir ausschliesslich auf eigene Faust mit oeffetlichen Bussen der Economy-Klasse unterwegs. Economy heisst konkret soviel, das die Busse fahrbare Untersaetze sind. Dafuer hat man bleibende und unvergessliche Erinnerungen.

Da es praktisch keine Touristen hat, welche mit diesen Bussen reisen, faellt einem die Orientierung an den Busbahnhoefen nicht leicht. Wenn wir aber den Zielort nannten, fanden sich oft ein halbes Dutzend Helfer, welche uns zum richtigen Bus begleiteten. Die Busse sind wie gesagt ohne jeglichen Komfort. So sind die Tueren, sofern es welche hat, waehrend der ganzen Reise geoeffnet ebenso die Fenster. Beispielsweise fuhren wir gestern mit einem Bus, bei welchem ziemlich sicher der Tank fuers Kuehlwasser im Motor defekt war. So stand ein Kanister mit Wasser neben dem Armaturenbrett und ueber eine Stueck Gartenschlauch wurde das Wasser durch den Fahrzeugboden in den Motor geleitet. Als wir dann einen kleineren Pass ueberquerten, sprudelte das kochende Wasser im Kanister ueber.

Wenn man einen Sitzplatz bekommt, gehoert man zu den Gluecklichen. Nebst dem Fahrer sind immer noch 2 Mitfahrer im Bus, bei welchen man die Fahrt bezahlt. Sie melden dem Fahrer mittels klopfen einer Muenze an das Wagendach mit, wann er zu stoppen hat und helfen noetigenfalls beim Ein- und Aussteigen. In den Doerfern rufen sie lautstark das Ziel der Reise aus und versuchen so, weitere Gaeste in den Bus zu bekommen. Denn in einem vollen Bus hat es immer noch Platz fuer weitere. Auch haben sie immer auch ein Auge auf den Verkehr, ermahnen entgegenkommende Fahrzeuge zu verlangsamen, wenn der Bus auf der Ueberholspur ist, schaetzen ein, ob genuend Platz zum Ueberholen ist. Auch sind diese Mitfahrer wahre Organisationstalente, wenn es ums Sitzplatz zuweisen geht oder ums Verstauen des Gepaecks. Oft sind die Stauraeume des Busses ueberfuellt und so muss alles Gepaeck im Inneren des Busses verstaut werden. So kommt es dann, dass ich waehrend rund 2 Stunden mit meinem Rucksack auf den Knien zwischen zwei Stuhlreihen festgekeilt war. Generell sind die Sitze in den Busssen nichts fuer europaeische Beine gedacht. Wie man sich auch hinsetzt, man hat keine Beinfreiheit, sondern bleibt eingekeit. Auch die Rueckenlehne ist viel kuerzer und so kann man nicht schlafen, ausser man lehnt sich an den Nachbar.

Waehrend ich es in der Schweiz bevorzugt habe, moeglichst weit vorne in einem Bus zu setzen, sitze ich hier lieber weiter hinten, um vom "kamikazeartigen" Fahrstil nicht allzuviel mitzubekommen. Oft sind die Ueberholmanoever derart riskant, dass einem fuer einen Moment das Blut in den Adern stoppt. Meist hat der Fahrer auch nur eine Hand am Steuer, mit der anderen haelt er die Zigarette. Dennnoch haben wir hier noch keinen Unfall auf den Strassen gesehen. Trotz der rowdyartigen Fahrweise sind die Strassenteilnehmer toleanter. Die Fahrweise mit oft uebersetzter Geschwindigkeit haengt damit zusammen, dass hier Zeit wirklich Geld ist. Denn die oeffentlichen Buslinien werden streckenweise von unterschiedlichen, privaten Unternehmern betrieben. Je schneller ein Fahrer die Rueck- oder Weiterfahrt antreten kann, umso mehr kann er verdienen.

In den Busbahnhoefen groesserer Ortschaften herrscht immer viel Betrieb. Hier steigen dann auch immer fliegende Haendler in den Bus, welche ihre Produkte fuer ein paar Rupien verkaufen wollen. Nebst Esswaren und Getraenken werden auch Kugelschreibern, CD mit Gebeten ... angeboten. Diverse Musikanten versuchen ihr Glueck, die Bewertung der Gesangskuenste erfolgt sogleich und zwar in der Anzahl der erhaltenen Muenzen. Einige Musikanten waren so mies, dass sie kaum das Fahrgeld herausbekamen. Ein Duo bestehend aus Djembist (selbstgebastelte Djembe aus zwei Plastikabflussrohren) und Gitarrist bot eine erfolgreiche Darbietung und wurde sogar mit Noten (1000 Rupia sind etwa 13 Rp.) belohnt. Das Skurillste war bisher ein Massage- und Kratzloeffel. Dieses Ding hatte einen stabilen Kunststoffgriff und vorne war ein etwa zweifraenklergrosses Metallstueck angebracht. Als Ergotherapeutin bin ich normalerweise mit Hilfsmitteln vertraut, doch nach dem Betrachten dieses Dings schaute ich die Frau neben mir fragend an, sie erwiderte meinen fragenden Blick und schien auch keine Ahnung zu haben. Die Verkaufstaktik ist jeweils so, dass die Produkte erklaert oder demonstriert werden, dann werden sie an alle Fahrgaeste verteilt. Danach werden sie wieder eingesammelt oder gekauft.

Bettina

Montag, 27. August 2007

Westjava Teil 2

Bei unserer Tour waren drei hollaendische Paerchen dabei. Der groesste Teil der Touristen in Java sind Flachlaender. Dies trotz der hollaendischen Vergangenheit als Kolonialmacht. Deshalb sprechen viele Fuehrer hollaendisch. Einer unserer Fuehrer auf dieser Tour sprach auch deutsch. Deshalb sind wir mit ihm mitgegangen, als er uns am Bahnhof in Bogor angesprochen hat und haben uns zu dieser Tour ueberreden lassen. Was wir jedoch gar nicht bereuen. Die beiden Hollaender in unserem Bus, Stan und Lettie, leiden immer wieder unter Durchfall und Magenkraempfen. Bis jetzt wurden wir von solchen Unannehmlichkeiten verschont. Liegt vielleicht auch daran, dass wir Vegetarier sind, denn das Fleisch wird nicht immer unter hygienischen Bedingungen gelagert. Stan ist ein sogenannter Gado-gado, sein Vater ist Indonesier und seine Mutter aus den Niederlanden. Gado-gado heisst so viel wie halb-halb. Jeder Indonesier sieht sofort, wenn einer Gado-gado ist. Wegen seiner hellen Haut, wurde ihm einmal mitgeteilt. Geknickt meinte er, dass er in Holland eine dunkle Haut habe. Stan ist 1.85 m gross, seine Eltern hingegen seien nur 1.65 und 1.68 m gross.

Ein Reisefuehrer meinte einmal zu mir, ich sei bald so dunkel wie ein Indonesier. Darauf sagte ich ihm, dass ich dafuer zu gross bin. (Wie die Vietnamsen sind die Indonesier ziemlich klein, im Gegensatz zu den Vietnamesen hat es recht viele staemmige Indonesier.) Er fand das jedoch nicht so witzig. Der Humor der Indonesier zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie ueber ihre eigenen Witze aus vollem Herzen lachen koennen, auch wenn sonst niemand anders lacht.

Heute hat uns ein Reisefuehrer/Fahrer verarscht. Wir wollen von Yogyakarta (ich schreibe die Namen extra auf, damit ihr unserer Reise besser folgen koennt) nach Wonosobo bzw. nach Dieng (diese Ortschaften findet ihr wahrscheinlich nicht). Die Reiseagenturen bieten nur Tagestouren auf das Dieng Plateau an, das heisst am gleichen Tag wieder zurueck. Dazu haben wir schlicht und einfach keine Lust, eine Fahrt am gleichen Tag genuegt. Dem Reisefuehrer, mit dem wir heute in Borobudur und Prambanan (Zwei sehr sehenswerte buddhistische bzw. hinduistische Tempelanlagen. Damit wir den Sonnenaufgang in Borobudur erleben konnten, sind wir um Viertel vor Fuenf abgefahren, wir waren die Ersten! Mussten dann aber zehn Minuten vor dem geschlossen Tor warten) waren, sagte uns, dass er das fuer uns organisieren koenne, ein Freund von ihm biete das an. Er sagte, dass wir um fuenf Uhr in dessen Buero sein sollen und zeigte uns den Weg dorthin. Als wir dann dort aufkreuzten, wussten sie nichts davon und sagten, wir muessen den doppelten Preis zahlen, wenn wir in Dieng uebernachten wollen. Dies kommt fuer uns nicht in Frage, deshalb fahren wir morgen mit dem oeffentlichen Bus. Wird sicher auch interessant in einem solchen Bus. Der andere Kerl hat uns einfach einen Mist erzaehlt. Er kann froh sein, wenn er uns nicht mehr ueber den Weg laeuft.

Patrik

Busfahren auf Java

Soweit ich mit in meinem Leben erinnern kann, bin ich noch nie so viel Bus gefahren wie in diesen knapp zwei Wochen hier auf Java. Nebst den ueblichen Bussen (in der Schweiz wuerde man Postauto sagen) gibt es hier ueberwiegend Minibusse. Diese haben etwa die Groesse einens VW-Busses und sind fuer 6 - 8 Personen gedacht.

Hier auf Indonesien herrscht Linksverkehr. Der Komfort der Busse ist unterschiedlich. Vom Van, mit europaeischem Standart und Klimaanlage, bis zur sogenannten "Klapperkiste", bei welchem die Metallfederung der Sitze schon nach wenigen Minuten Fahrt deutlich spuerbar ist und man bald nicht mehr weiss, wie man sich setzen soll, weil es so unbequem ist, dessen Lackerung mit dem Pinsel schon x-fach uebergemalt wurde und der Motor mittels Aneinanderhalten der Zuendungskabel gestartet werden muss, haben wir bisher die ganze Palette erlebt! S0lange ein Fahrzeug irgendwie fahrtuechtig ist, darf es auf den oeffentlichen Strassen fahren. Gestern haben wir beispielsweise ein Auto gesehen, wessen Carosserie vollstaendig mit breitem, feuerrotem Klebeband (nur die Farbe erinnterte entfernt an einen Ferrari) ueberzogen war.

Die Ueberlandstrassen sind schmale, geteerete Baender, welche sie durch die Landschaft und die Doerfer schlaengeln. In den Dorfern gibt es unzaehlige Schwellen (Geschwindigkeitsbrecher), welche eine fast vollstandiges Anhalten verlangen. Dafuer lassen die Fahrer dann nachher die Motoren aufheulen, wenn sie bis zur naechsten Schwelle Vollgas geben!

Da bei den meisten Minibussen die Klimaanlage nicht funktioniert, sind die Fenster geoeffnet. Wir sind jeweils froh, nicht allzu lange hinter einem stinkigen Lastwagen fahren zu muessen. Dennoch sind wir nach einem halben Tag meisten schwarz vom Russ und den Abgasen.

Waehrend einer laengeren Fahrt wird dann fuer das Mittagessen irgendwo in einem Restaurant angehalten. Diese Stopps sind dann auch eine Gelegendheit, die steifen Beine zu vertreten und sich ueber die Sitzposition fuer die kommenden ... Stunden Gedanken zu machen! Meist gibt es ein Buffet mit typischen indonesischen Speisen. Die Gerichte werden im Verlauf des Morgens gekocht, gebraten oder frittiert und man schoepft sich nach belieben auf den Teller. Fuer uns war es zu Beginn ungewohnt, dass sie dann zum Essen kalt sind. Eines dieser typischen Gerichte ist Gado Gado, eine Art Gemuesesalat an einer Erndussbuttersauce. Das Nationalgericht hier ist aber Nasi Goreng. Es ist gebratener (=goreng) Reis (=nasi) mit unterschiedlichen Variationen, beispielsweise mit Ayam (Huhn), Ikan (Fisch), Deging (Rind) und fuer uns auch mit Gemuese. Wir haben schon unzahelige Male Nasi gegessen, doch jedesmal schmeckte es anders und ist je nach dem unterschiedlich scharf.

Bettina

Samstag, 25. August 2007

Ho Chi Minh City

Von den letzten Tagen in Vietnam haben wir euch noch nicht informiert. Deshalb ein paar Worte zu Ho Chi Minh City oder Saigon, wie es frueher hiess. Vietnam bereist man entweder von Sueden nach Norden oder ungekehrt, wie wir es machten. Unterwegs begegneten wir vielen, die sagten, wie schlimm HCMC sei, dass sie diese Stadt hassten und dass Hanoi viel schoener sei.

Uns ist es genau umgekehrt ergangen. Nicht dass wir Hanoi hassen wuerden, aber HCMC hat uns deutlich besser gefallen. Die Stadt ist grosszuegiger gebaut, die Strassen sind breiter, die Verkehrsregeln werden ueberall eingehalten. So kann man als Fussgaenger die Strassen ueberqueren, ohne sich in Lebensgefahr begeben zu muessen. An gewissen Strassen hat es sogar "Tourist Security", die einem beim Ueberqueren der Strasse behilflich sind. Wenn sie gerade Zeit haben und nicht mit ihren Kollegen schwatzen.

Touristische Hoehepunkte hat HCMC nicht sehr viele, das Kriegsmuseum ueber den Vietnamkrieg ist das meistbesuchte Gebaeude. Wenn man bedenkt, dass die Hauptpost von HCMC auf Stadtrundfahrten besucht wird und eine Stadtrundfahrt nur gerade sechs Stunden dauert, ist eigentlich schon alles gesagt.

Unser Hotel lag mitten im Travellerviertel, trotzdem sehr ruhig. In diesem Viertel hat es viele ausgezeichnete Restaurants, italienisch, mexikanisch, indisch oder wer noch nicht genug Reis hatte auch vietnamesisch. Ganz in der Naehe ist ein Markt, wo man sich mit allen moeglichen nachgemachten Produkten eindecken kann, Handtaschen, Portemonnaies, Guertel, Uhren, Poloshirts, T-Shirts, Schuhe, ... Wenn man zehn Minuten weitergeht, kommt man zu den Geschaeften, welche die Originalware verkaufen. Wobei man nie sicher ist, ob es wirklich echt ist, denn die Kopien sind gut. Hier findet man auch die Luxushotels und teueren Restaurants, alles innerhalb von wenigen hundert Metern. Einmal tranken wir im Restaurant auf dem Dach des Hotel Rex (*****), ein Bier und einen Kaffee und wir bezahlen mehr als fuer das Abendessen zuvor (48'000 Dong plus 15% Steuern pro Getraenk, 13'000 Dong sind etwa 1 SFr.). Preise wie bei uns, dafuer wurden wir mit einer Livemusik gequaelt, die irgendwelche Songs traellerten, die alle gleich toenten und niemand erkannte. Dafuer war die Aussicht vom fuenften Stock aus toll.

Vielleicht liegen unsere Sympathien fuer HCMC auch darin, dass es nicht mehr so feuchtheiss war wie in Hanoi und wir uns an die Temperaturen ein bisschen gewoehnt hatten. Auch hatten wir mit Maloes aus Holland eine nette und unterhaltsame Begleitung.

Patrik

Westjava

Indonesien gefaellt uns bisher sehr gut. Die Menschen hier sind offener, freundlicher und herzlicher als in Vietnam. Oft kommt es vor, dass uns spontan zugewunken wird, wir angesprochen und mit Handschlag auf der Strasse gegruesst werden, man sich nach unserer Herkunft erkundigt, ohne die Absicht danach ein Geschaeft mit uns zu machen, nach Geld zu betteln oder nach Suessigkeiten zu fragen. Einmal spazierten wir einer Strasse entlang, wo vor einem Haus ein paar Kinder sassen, um die vier, fuenf Jahre alt. Begeistert winkten sie uns zu. Der Mutigste von ihnen rannte neben uns her und streckte Patrik die flache Hand hin. Er klatschte ab und der Knabe strahlte ueber alle Backen. Als seine Kollegen dies sahen, kamen sie angerannt und wollten auch abklatschen. Sie strahlten, wie nur Kinder in dem Alter strahlen koennen.

Auf einer 3 Tagestour haben wir den westlichen Teil von Java durchquert. Dabei haben wir eine abwechslungsreiche Landschaft genossen. Waehrend einer Nachmittagswanderung haben wir den Dschungel durchquert und dann einen riesigen Wasserfall gesehen, in dessen Pool wir baden konnten (war recht kuehl, brrr...). Zum Glueck haben wir im Anschluss noch eine heisse Quelle besucht, um uns dann wieder aufzuwaermen, wobei die Quelle dann fast zu heiss war.

Einer unserer Guides (=Fuehrer) hat uns dann noch zu sich nach Hause eingeladen und uns seiner Familie vorgestellt. Hier haben wir das erste Mal pisang goreng (=in Teig frittierte Bananen) gegessen. Die fuenfkoepfige Familie lebt in einem 3Zimmerhaus mit Kueche, wobei das "Bad" ausserhalb ist. Dominiert wird die Stube von einem ueberdimensionierten Fernseher und zwei grossen Lautsprechern. DVD-Geraet gehoert zur Standartausruestung in jedem Haushalt. (Indonesien hat schon genug Einwohner! Familienplanung). Das Dorf ist nur ueber einen Fusspfad zu erreichen und liegt in mitten von Reisfeldern.

Leider schliesst der Warnet (Warung = Geschaeft jeglicher Art, Internet) in einer Minuten und wir muessen hier abbrechen. Fortsetzung folgt.

Bettina

Donnerstag, 16. August 2007

Easy Rider in Da Lat - urspruengliche und individuelle Eindruecke aus Vietnam

In Viet Nam wird man als Tourist auf einer Hauptachse von Norden nach Sueden (oder umgekehrt) durchs Land geschleust. Es gibt Moeglichkeiten fuer Abstecher und Ausfluege, wobei diese mit individuellen Reisen nur wenig gemeinsam haben, da unzaehlige Reiseveranstalter eben auch diese "einmalige" Tour auch anbieten. Da wir es uns von unseren vorangeganenen Reisen gewohnt waren, unsere Route selber zu planen und zu organisieren, war das fuer uns eine ganz neue und ungewohnte Erfahrung (!!!). Ein Vorteil war, dass man viele Bekanntschaften schliessen konnte, da man sich sicher irgendwo in einen Bus, in einem Restaurant beim Essen, auf einer Tour,... wieder trifft. So haben wir auch unterhaltsame Stunden mit Gustavo ( aus Equador) und Jipper aus (Grossbritannien) und spaeter mit Maloes ( aus Holland) verbracht...
Auf unserer Reise von Norden nach Sueden durch Viet Nam haben wir in Da Lat, in den zentralen Highlands, Station gemacht. Das Wetter dort war alles andere als einladend, da die Regenzeit begonnen hat und auch mehrere Taifune der Kueste entlang nach Norden zogen, war es extrem regnerisch und auch kuehl.
Am Abend unserer Ankunft wurden wir von zwei jungen Maennern in der Naehe des Cho Da Lat (= Markt) angesprochen. Wie es so ist, kommt man ins Gespraech und wir merkten schnell, dass es ihnen vor allem ums Geschaeft ging. Sie stellten sich als Easy Rider vor. Wir haben vorgaengig von dieser Gruppe Maenner auch im Reisefueher gelesen. Sie bieten Touren auf ihren 125er Motorraedern an und ermoeglichen den Touristen, so einen einmaligen und individuellen Einblick in die Kulur und ins alltaegliche Leben in der Region zu erhalten.
Wir vereinbarten trotz des Wetter eine Tagestour. Am naechsten Morgen wurden wir von den Beiden mit ihren Toeffs beim Hotel abgeholt. Bevor es dann losging, machten wir uns mit Gummistiefeln, Pellerine und Helm noch zusaetzlich wetterfest. Wir verbrachten mit den Beiden einen unvergesslichen Tag, wobei auch das Wetter mitspielte und sich am Nachmittag sogar zum ersten Mal seit Tagen die Sonne zeigte.
Wir besichtigeten eine der unzaheligen Blumenfarmen und eine Kaffeeplantage. Viet Nam ist aktuell die Nummer 1 im Kaffeeexport. Die Blumen aus den Farmen werden vorallem nach Japan und Taiwan geschickt. Bei einem Bauenhof konnte wir die Aufzucht der Seidenraupen betrachten und anschliessend in einer kleinen, lokalen Seidenmanufaktur beobachten wie aus dem Seidenkokon ein Stoff entsteht. Die getrockneten Raupen werden danach als Delikatesse auf dem Markt angeboten, sollen wie Erdnuesse schmecken. Nebst einer Padoge mit einer riesigen, lachenden Buddhastatue, erkletterten wir uns den spektakulaeren Ausblick auf einen imposanten Wasserfall... Im Weiteren haben wir beobachtet, wie ein Fischer einen 5kg schweren Fisch aus dem Fluss zog und dieser dann noch lebend am Strassenrand verkauft wurde...

Bettina

Indonesien

Heute sind wir in Indonesien angekommen, gerade rechtzeitig, denn morgen feiern sie ihren Nationalfeiertag. So koennen wir den verpassten 1. August nachholen. Eher mit Militaerparaden wie mit einem Funken. Bin sehr gespannt, wie die Feier vor sich geht. Jakarta ist eine riesige Stadt, laut unserem Taxifahrer leben hier 14 mio. Menschen. Als wir ihm sagten, dass in der ganzen Schweiz nur 7 mio. leben, konnte er das Auto vor Lachen kaum gerade auf der Strasse halten. Eigentlich war es gar kein Taxi, sondern ein Privatfahrer mit einer Transportlizenz, die er stolz um den Hals trug. Der Mann auf dem Foto glich ihm ehrlich gesagt auch nicht besonders, aber er offerierte einen guten Preis und lachte gerne. Sobald wir sagen, dass wir aus der Schweiz kommen, sagen sie: "Rolex number 1". Luxus oder gefaelschte Uhren scheinen auch hier ein Thema zu sein.

Weil wir gestern Abend keinen Anschlussflug mehr hatten, verbrachten wir die Nacht wie viele andere auch in einer Lounge im Flughafen von Bangkok. Auf den Sofas konnte man noch recht gut schlafen, denn sie waren etwa so gross wie ein normales Bett. Das Problem waren die vielen Klimaanlagen, welche die Lounge so stark heruntergekuehlt haben, dass ich fror. Zum Glueck fand ich eine der violetten Decken der Thai Airways. Das Buchen des Fluges war eine ziemliche Odysee, denn in mehreren Reisebueros sagten sie uns, dass alle Fluege fuer die naechsten Tage ausgebucht sind. Wegen des Visas brauchten wir auch einen Rueckflug. Bei Thai Airways, das sind die mit den violetten Decken, wurden schliesslich doch noch fuendig. Der Flug war sogar frueher als geplant, so dass wir fast noch ein bisschen Stress hatten mit Kaufen der Souvenirs. Als kampferprobte Shopper haben wir auch das ueberstanden und das Paket bei der Hauptpost in Ho Chi Minh City abgegeben. Das ganze Paket wurde mit blauem Klebeband umwickelt, so dass man von der Schachtel nichts mehr sah. Als wir uns noch ein bisschen umschauten, sahen wir eine Wasserpuppe (das sind eine Art Marionetten, sehr typisch fuer Vietnam), die uns gut gefiel. Weil sie fuer den Weitertransport zu gross war, begann die ganze Prozedur mit Ausfuellen der Formulare fuer ein Paket von neuem.

Die Hotelzimmer in Indonesien haben nicht den Standard wie in Vietnam (Wenn wir das nach einem Hotel bereits sagen koennen). In Vietnam hatten wir fast ueberall eine Klimaanlage, einen Fernseher mit Satellitenkanaelen, die Hotels waren ziemlich neu und in einem recht guten baulichen Zustand. Unser jetziges Zimmer hat nur einen Ventilator, kein eigenes Bad und zum Nebenzimmer oben an der Decke mehrere Loecher. Da sie in einem Nachbarzimmer rauchen, haben wir die Loecher mit einem Plastiksack und Klebeband abgeklebt. Vielleicht liegt der Grund fuer die Wahl des Hotels auch darin, dass der Reisefuehrer drei Jahre alt ist. Im Oktober kommt die Neuauflage auf den Markt...

Als wir uns in einem Reisebuero wegen einem Bus oder Zug nach Yogyakarta erkundigen wollten und wir das Ticket schon fast gekauft hatten, fragte uns der Verkaeufer, ob wir unsere Plaene nicht aendern wollen, er wuerde uns etwas anderes vorschlagen. Bei mir schrillten bereits alle Alarmglocken und ich wollte bereits wieder aufstehen, denn wie oft haben wir diesen Spruch in Vietnam schon gehoert, einzig um uns etwas anderes und teureres verkaufen zu wollen. Widerwillig hoerten wir zu. Am Schluss hatten wir eine Reise fuer die ganze Insel Java zusammen. Als wir meinten, wir wuerden vorlaeufig nur die erste Teilstrecke buchen, bekamen wir die Antwort, dass er keine Zugsfahrkarten verkauft. Wir sollten doch morgen am Bahnhof vorbeischauen. Es gibt auch ehrliche Reiseveranstalter, die einem wirklich helfen wollen und nicht auf den Profit aus sind. Vielen Dank fuer diese Erfahrung, nach Vietnam habe ich nicht mehr daran geglaubt. Wir sind aber nicht mehr in Vietnam und deshalb sollen wir auch nicht alles mit Vietnam vergleichen.

Wir sind in Indonesien.

Patrik

Montag, 13. August 2007

Schulanfang

Heute ist Montag und fuer viele Kinder beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Auch fuer uns, denn wir sind immer noch in Vietnam (aber nicht mehr lange) und die Schule beginnt ohne uns. Unseren Arbeitskollegen (auch Lehrkraefte arbeiten) wuenschen wir einen erfolgreichen Start ins neue Schuljahr. Wir denken zwischendurch an euch. Am 1. August begann unser Urlaub, vorher waren wir "nur" in den Ferien. Unsere naechsten Ferien haben wir erst im naechsten Sommer. Wir halten wir das nur aus, ein ganzes Jahr ohne Ferien? Wir werden es schon ueberleben.

Heute haben wir den naechsten Schritt in die Wege geleitet. Am Mittwoch fliegen wir ueber Bangkok nach Jakarta/Indonesien. Es war ziemlich anstrengend, einen Flug zu bekommen, gestern waren wir den ganzen Tag unterwegs. Bei Thai Airways wurden wir dann fuendig.

Ausfuehrlichere Berichte werden noch folgen. Im Moment sind wir ein bisschen im Stress, Morgen ist Shopping angesagt, wir wollen ein paar Weihnachtsgeschenke kaufen und sie dann noch nach Hause schicken. Denkt daran, Weihnachten steht bald vor der Tuer, beginnt dieses Jahr fruehzeitig! Wenn ihr dann kurz vor Ladenschluss verzweifelt nach dem passenden Geschenk sucht, sagt dann nicht, wir haetten es euch nicht frueh genug gesagt.

Patrik

Sonntag, 5. August 2007

Respekt

Respekt vor Gegenstaenden scheint den Vietnamesen fremd zu sein. Heute waren wir auf unserer Tour in Da Lat im ehemaligen Sommerpalast des Kaisers Bao Dai. Hier erholte er sich im Sommer von den tropischen Temperaturen im Flachland. Die Zimmer sind immer noch mit den Moebeln aus kaiserlicher Zeit eingerichtet. Wenn man den Palast betritt, zieht man sich Ueberschuhe aus Stoff an, um den Boden zu schonen. So weit, so gut. Dies hindert die Vietnamesen jedoch nicht, diese Ueberschuhe spaeter wieder auszuziehen, denn auf den Fotos sehen diese nicht vorteilhaft aus. Fuer diese Fotos setzen sie sich ungeniert in die ausgestellten Sessel oder legen sich auf die kaiserlichen Betten. Ausser uns scheint sich niemand an den Schildern zu stoeren, die darauf hinweisen, dass man sich hier nicht setzen darf. Der ganze Palast macht auch einen entsprechend heruntergekommenen Eindruck. Erwaehnenswert ist auch die vertrocknete Kakerlake, die wir in einem der Badezimmer sahen. Die Badezimmer sind durch ein Fliegengitter abgetrennt.

Grundsaetzlich kann gesagt werden, dass die Vietnamesen Gegenstaenden, seien es Strassn, Haeuser, Maschinen,etc. relativ wenig Sorge tragen. Etwas, das wir schon in mehreren Entwicklungslaender beobachtet haben. Sobald die Sachen stehen und funktionieren, werden sie benutzt und erst wenn sie nicht mehr funktionieren, wird das Allernoetigste repariert.

Patrik

Wetter - Beginn der Regenzeit

Nach dem wir vor ein paar Tagen noch die Beach in Hoi An genossen haben und mindestens 5 Lemonjuce mit "lots of ice" getrunken haben, hat die Regenzeit begonnen.

Nah Trag, eine Stadt direkt an der Kueste und bekannt fuer den schoensten Stadtstrand von ganz Vietnam (uebrigens 6 km lang!) praesentierte sich uns im Nieselregen. Ans Baden war nicht zu denken. Auch Tauchen, Boattrips etc... waren ob des Wetters nur wenig einladend. Jeweils am Nachmittag besserte sich das Wetter, sodass wir zu Fuss oder wie nun ueblich mit Velos die Stadt und die naehere Umgebung erkundeten. Ueber die Standt "wacht" eine riesige, weisse Buddhastatue. Von hier aus genossen wir den herrlichen Ausblick ueber die Stadt und den Strand.

Auf Grund des Wetters waehlten wie unsere weitere Reiseroute ueber das zentrale Hochland von Vietnam. Diese Gegend ist sehr fruchtbar. So wachsen hier alle erdenklichen Fruechte (unter anderem Erdbeeren, wenn auch ziemlich gruen), Trauben (siehe weiter unten), Gemuese, Blumen (v.a Orchideen und Rosen). Die riesigen Felder werden von unzaehligen, fleissigen und geschickten Haenden noch in Handarbeit bestellt. Wobei die Art und Weise des Anbau meinen laesst, als haette es eine Maschine gemacht. Alles ist in absoluter Perfektion. Rund 80 Prozent der Produkte ist fuer den Export bestimmt (Japan, Taiwan). Die restlichen 20 Prozent gelangen auf den einheimischen Markt.

Da Lat, den Provinzhauptort erreichten wir nach einer 6 stuendigen Busfahrt. Die Strasse war zum Schluss aeusserst kurvenreich und schmal. Auch hier praesentierte sich uns das Wetter kuehl, windig und regnerisch. Unterwegs sahen wir auch mehrere vom Regen weggespuehlte Bruecken, sodass der Bus ueber eine Notbruecke ausweichen musste. Da wir aber, im Gegensatz zu den vietnamesischen Touristen auf gutes Schuhwerk, Regenjacke und Schirm zurueckgreifen koennen, kommen wir mit diesen widrigen Bedingungen gut klar. Mittlerweile sind wir sogar froh, hier im Hochland zu sein. Die lokale Bevoelkerung teilte uns naemlich mit, dass in den kommenden Tagen Taifune der zentralen Kueste von Sueden nach Norden entlang ziehen werden. (Nachdem wir dies gehoert haben, sind wir extrem froh, die Reiseroute vom Norden/Hanoi nach Sueden/HCM City =Saigon gewaehlt zu haben).

Gestern haben wir auch die lokale Spezialitaet, den Da Lat Wein probiert. Die Farbe des Rotweins ist nicht sehr intensiv. Vom Geschmack her hat er wenig Saeure und ist eher trocken. Auf dem Markt, welcher sich in einer riesigen ueberdachten Halle befindet, werden alle lokalen Produkte angepriesen. Wobei wir uns durch das Sortiment der angebotenen, Doerrfruechte degustiert haben. Die getrockenten Fruechte (Erdbeeren, Himbeere, Aprikosen, Kirschen, Pflaumen, Suesskartoffeln, Tomaten, Tamarinde,...) werden aber immer noch in Zucker eingelegt oder mit einer anderen Art "Marinade" behandelt. So ist der Geschmack fuer unsere europaeischen Geschmacksnerven gewoehnungsbeduerftig. Beispielsweise schmeckten die Mandarinen etwas nach Pfeffer,... Wie ueberall in Vietnam gibt es auch hier in Da Lat unzaehlige Strassenkuechen, bei welchen man sich verpflegen kann. Hier werden neben den ueblichen Reisgerichen, gebratene und fritierte Suesskartoffen (=sehr lecker!) auch verschiedenste Arten von gekocheten Schnecken angeboten. Zum Probieren konnten wir uns nicht ueberwinden!

Bettina

Mittwoch, 1. August 2007

Shoppen in Vietnam

Wer hat nicht schon einmal auf einem Kleidungsstueck von H&M, auf einem Rucksack von North Face, Trekkingzubehoer von LOWA,... Made in Vietnam gelesen. Aktuell sind wir in Hoi An, einer recht kleinen Stadt an der Zentalkueste von Vietnam. Man koennte es auch als eine "Hochburg der Schneiderei" bezeichnen. Unzaehlige kleine Shops bieten ihre Dienste fuer ausgesprochen wenig Geld an. Innerhalb von 24 Std. kann man sich vom Wintermantel uebers Abendkleid aus Seide bis hin zur Badehose alles scheidern lassen, was das Herz so begehrt. Die Qualitaet der Ausfuehrung ist unterschiedlich, generell sind die geschneiderten Kleider fuer Frauen etwas besser als fuer Maenner. Ich denke, das haengt einerseits damit zusammen, dass mehr Frauenkleider in Auftrag gegeben werden, aber auch, dass Frauen besser mitteilen koennen, wie das fertige Produkt auszusehen hat und was nach der ersten Anprobe wo und wie geaendert werden muss. Natuerlich haben wir uns auch ein paar Sachen anfertigen lassen. So habe ich mir einen gefuetterten Wintermantel aus Wollstoff fuer umgerechnet ca. 45 CHF schneidern lassen, welcher wirklich perfekt sitzt. Nebst des Stoffes konnte ich sogar die Farbe der Tascheneinfassung aus einer grossen Musterkollektion auswahlen. Von der ersten Anprobe bei rund 35 Grad im Schatten muss ich wohl nichts erzaehlen- schwitz , schwitz!!!
Wer nun denkt, ich reise nun im Wintermantel weiter, der taeuscht sich. Es gibt gluecklicherweise hier in Hoi An ein grosses Post Office! Das erste Paket (11.7 kg) ist per Schiff unterwegs nach Europa und kommt hoffentlich in vier Monaten an.

Bettina

Kopfrechnen

Kopfrechnen scheint in Vietnam nicht zu den elementaren Fertigkeiten zu gehoeren. Ein kleines Beispiel. Ein von den staendigen Wechseln von Klimaanlagen gekuehlten Raeumen und tropischer Hitze auf der Strasse erkaelteter Reisender, nennen wir ihn Patrik, moechte Taschentuecher kaufen. In einem dieser Kleinstlaeden entdeckt er eine Packung Taschentuecher der Marke Tango, gleiches Design wie die bei uns gelaeufigen Tempo. Ein junger Verkaeufer,nennen wir ihn Trun, kommt herbeigeeilt und fragt nach seinen Wuenschen. Ah, Tango, two thousend. Die Gelegenheit scheint guenstig, also fragt der Tourist, was denn die ganze Packung kostet. Trun saust nach hinten,zu seinem Onkel Han, um nachzufragen. Stolz kommt er zurueck und meldet: Thirty thousend. Da runzelt unser erkaelteter Reisende kurz die Stirn und entschliesst sich, zwei einzelne Paeckchen zu kaufen, denn die ganze Packung hat nur zehn Paeckchen!