Mittwoch, 28. November 2007

Schreckensherrschaft der Roten Khmer

Wer Kambodscha besucht, kommt nicht umhin, sich mit der juengsten Geschichte dieses Landes zu beschaeftigen. Eines der traurigsten Kapitel des letzten Jahrhunderts. Vor allem in Phnom Penh ist sie sehr nahe zum Greifen, fuer manche zu nahe. Die Schreckensherrschaft der Roten Khmer, die aus Phnom Penh waehrend drei Jahren acht Monaten und zwanzig Tagen eine Geisterstadt machte. Noch als die Menschen abzogen, begannen die Roten Khmer mit der Zerstoerung der Stadt, sie legten Gebaeude in Schutt und Asche, sprengten Daecher und sogar die Nationalbank in die Luft. Ab dem ersten Tag setzten die Roten Khmer mit ihrem Anfuehrer Pol Pot einen systematischen Prozess des kommunistischen Umbaus in Gang, um das ganze Land in einen reinen Bauernstaat zu verwandeln. Diese menschliche Katastrophe sorgte zwar innerhalb der internationale Staatengemeinschaft fuer grosse Empoerung, Taten folgten aber wie so oft keine. Viele Kambodschaner ueber 30 haben unter den Roten Khmer ihre Eltern oder zumindest Angehoerige verloren. Dafuer gehoerten viele ueber 50 den Roten Khmer an, sei es aus Ueberzeugung oder weil sie dazu gezwungen wurden. Wer sich ihnen nicht anschloss, wurde gleich erschossen.

Die gesamte Bevoelkerung Phnom Penh wurde gewaltsam aufs Land umgesiedelt. Intelektuelle, Lehrer, Schriftsteller, Gebildete und deren Familien wurden in Massenexekutionen umgebracht. Bereits das Tragen einer Brille galt als Zeichen von Intelligenz und wurde als Verbrechen eingestuft, das mit dem Tode zu bestrafen war. Bis zu drei Millionen Menschen starben waehrend dieser Zeit, bevor vietnamesische Truppen einmarschierten und Pol Pot mit seinen Anhaengern in den Dschungel fluechtete.

Zeitzeugen der Schreckensherrschaft sind das Genozidmuseum Toul Sleng und die Killing Fields von Choeung Ek. Das Genozidmuseum befindet sich in einer ehemaligen Schule, in der die Roten Khmer ihr beruechtigtes Gefaengnis S-21 unterhielten. Mehr als 13'000 Menschen, andere Schaetzungen gehen von 20'000 aus, wurden hier bestialisch ermordet. Vor allem die gebildete Elite lernte das S-21 als Verhoer- und Folterzentrum kennen. Das Regime waehlte seine Opfer willkuerlich aus, sogar Kinder und Babys wurden verhaften und ermordet.

Durchschnittlich 1500 Gefangene wurden hier untergebracht, in winzige Zellen gepfercht oder in den ehemaligen Schulzimmern an den Boden oder aneinander gekettet. Als die vietnamesische Armee das Gefaengnis 1979 erreichte, traf sie nur noch sieben Haeftlinge lebend an. Ueberall lagen die Leichen von kurz zuvor ermordeten Gefangenen.

In Choeung Ek (Killing Fields, 12 km ausserhalb) erinnert eine Stupa an die Opfer. Die sterblichen Ueberreste von 8985 Menschen, die aus 86 Massengraebern geborgen wurden, befinden sich im Memorial. Noch immer gibt es 43 ungeoeffnete Massengraeber. In der modernen Gedenkstaette sind auf Regalen die nach Alter und Geschlecht geordneten Schaedel und Knochen sowei Kleidungsfetzen aufgestapelt.

Urspruenglich wurden die Opfer auf der Stelle erschossen, doch spaeter ging die Roten Khmer dazu ueber, ihre Opfer zu erstechen oder zu tode zu knueppeln, um wertvolle Munition zu sparen. Als das Benzin knapp wurde, wurden die Gefangenen auf ihrem Transport von Toul Sleng nach Choeung Ek einfach hinter die Fahrzeuge gebunden, zu Tode geschleift und danach in die Reisfelder am Strassenrand geworfen.

Trauer und Wut, Ohnmacht und Fassunglosigkeit machten sich in uns breit. Wie viele menschliche Tragoedien muessen sich noch ereignen, bis sich die Menschheit besinnt?

An dieser Stelle empfehlen wir euch gerne ein Buch: "Der weite Weg der Hoffnung" von Loung Ung (Fischer Verlag). Die Autorin war fuenf Jahre alt, als sie mit ihrer Familie aus Phnom Penh fluechten musste, eine bestuerzende und herzergreifende Lebensgeschichte.

Patrik

Montag, 26. November 2007

Beng Mealea - mitten im Dschungel

Weder die zweistuendige Tuktukfahrt noch der Preis von 35 $ fuer diese hielt uns davon ab, uns zum Beng Mealea fahren zu lassen. Als Michael uns davon erzaehlte, dass in diesem Tempel Indiana Jones 3 gedreht wurde, war die Sache fuer mich klar, diesen Tempel lassen wir uns nicht entgehen. Wer weiss, vielleicht kommen wir nie wieder hierher.

Das Spezielle an diesem Tempel ist, dass er so gelassen wurde, wie er vorgefunden wurde. Er liegt mitten in einem kleinen dschungelaehnlichen Wald. Wegen der langen Anfahrt wird er kaum von Touristen besucht und erst seit einem Jahr fuehrt eine gut ausgebaute Strecke hierher. Doch alle, die den Weg auf sich nehmen, sind begeistert und bereuen die Fahrt auf keinen Fall.

Kommt man beim Tempel an, wird man von den uniformierten Fuehrern erwartet, die einen ersten Einblick in das Gewirr des Tempels geben. Da mit uns gleichzeitig ein koreanisches Paar ankam, gingen wir zu fuenft auf Entdeckungstour. Vorneweg der Guide, dann wir und am Schluss die beiden Koreaner. Er untersetzt und staemmig, sie klein und zierlich, was zur Folge hatte, dass sie beim Klettern maechtig ins Schwitzen kamen. Ohne Klettern sieht man vom Beng Mealea nur einen kleinen Teil. Eine Art historischer, einen quadratkilometergrossen Abenteuerspielplatz aus dem 11. Jahrhundert.

Nach der gefuehrten Einfuehrung gingen wir auf eigene Faust los, denn es gibt noch vieles zu entdecken. An manchen Stellen sah der Tempel aus wie ein gigantischer Truemmerhaufen, an anderen war er erstaunlich gut erhalten und immer wieder wachsen Baeume auf den Mauerresten. Neben dem offiziellen Weg auf Holzbohlen, gibt es "offizielle" Kletterrouten, die man an den leicht abgewetzten Steinen erkennt und Routen, die man auf eigenes Risiko erkunden kann.

Uns sagte natuerlich besonders letzteres zu. Immer wieder ergaben sich neue Blicke auf den Tempel, Teile des Tempels sahen wir auf einmal aus einer anderen Perspektive nochmals. Dann versucht man sich vorzustellen, wie das Leben zur damaligen Zeit aussah, wie viele Menschen hier lebten.

Patrik

Sonntag, 25. November 2007

Sonnenseiten und Schattenseiten...

Waehrend unserer Reise durch Kambodscha erleben wir sehr viel Schoenes; die ueberwaeltigenden Tempel von Ankor, die wunderschoene Landschaft mit schier grenzenlos weiten Reisfeldern, freundliche und liebenswerte Menschen, traumhafte Straende im Sueden,... aber auch Trauriges. Hierzu zaehlt sicher die Armut, welcher wir tagtaeglich begegnen. Rund ein Drittel der kambodschanischen Bevoelkerung lebt unter der Armutsgrenze. Das heisst, ihnen steht taeglich weniger als 0,50 U$ zur Verfuegung. Viele junge Kambodschanerinnen arbeiten zudem unter schlechten Bedingungen und extrem niedriger Bezahlung (monatlich ca. 60 - 70 U$) in einer Textilfabrik rund um Phnom Penh. Als Folge der Schreckensherrschaft der Roten Khmer gehoeren Landminenopfer zum traurigen Strassenbild in ganz Kambodscha.

Der Tourismus in Kambodscha erlebt derzeit einen grossen Boom. So hat sich seit 2001 die Zahl der internationalen Ankuenfte etwa verdreifacht. Der Haupttouristenstrom bewegt sich vorallem in Siem Reap, rund um die Tempel von Ankor und in der Hauptstadt Phnom Penh. Hier begegneten wir dann auch vielen bettelnden Menschen/Kindern, StrassenhaenderlerInnen, welche mit dem Verkauf von Souvenirs ein paar Dollars verdienen wollen.

Auch ist im Land die Korruption weit verbreitet. Kambodscha rangiert auf dem internationalen Korruptionsindex auf Platz 162 von 179 Laendern. Wobei sich das Land in den letzten Jahren sogar noch "verschlimmbessert" hat! Wenn man weiss, dass der kambodaschanische Praesident der 13.reichste Asiate ist, weiss man auch, wer die "hohlste" Hand im Land hat! So haben wir bei der Einreise nach Kambodscha bereits am ersten Tag mit der kambodschanischen Transportmafia Bekanntschaft gemacht. Generell haben wir Auslaender immer mehr als die Einheimischen fuer Busfahrten bezahlt und die Tickes immer in US Dollar bezahlt und nicht in der Landeswaehrung (= Riel). Auf unserer Reise haben wir immer mal wieder kleineren Korruptionen stellen muessen. Beispielsweise an einer Strassenkontrolle, wo uns ein Polizist irgendeine Vignette fuer unseren gemieteten Roller verkaufen wollte oder ein andermal ein Touristenpolizist Eintritt fuer die Besichtigung eines Tempels verlangen wollte. Da die staatlichen Beamten, wie auch die staatlichen Aerzte und Krankenschwestern sehr wenig verdienen, sind sie fast gezungen, sich bestechen zu lassen, um zu ueberleben. So wurde uns gesagt, dass man in einem oeffentlichen Spital tagelang ohne Behandlung liegen kann, wenn man nicht bar fuer die Behandlung bezahlt.

Weitere Proleme sind das unterentwickelte Rechtssystem und ungeklaerte Grund- und Bodenverhaeltnisse. So haben wir in Sianoukville, ganz im Sueden an der Meer gesehen, wie die Landbevoelkerung von ihrem Boden vertrieben wurde, weil ein Grundstueckspekulant das Land gekauft hat und auf einen Bauboom in ein paar Jahren hofft. Die Bauern leben nun in slumartigen Behausungen aus Holz und Plastikplanen direkt am Strassenrand. Da sie nun kein Land mehr besitzten, um sich selbst zu versorgen, bleibt ihnen meist nur noch das Betteln.


Beim Reisen haben wir uns deshalb mehr als in anderen Laendern ueberlegt "wo wir unsere Dollars" lassen. So haben wir, wenn es moeglich war, sogenannte NGOs (=nicht Regierungsorganisationen) unterstuezt. Sei es, dass wir in solchen Shops ein paar Souvenirs gekauft haben oder in Restaurants solcher Organisationen assen. Durch diese Organisationen erhalten beispielsweise Behinderten, Frauen, Stassenkindern und ihre Familien Unterstuetzung und eine faire Verdienstmoeglichkeit.


In Siem Reap entschlossen wir uns, in einem von Beat Richners Kinderspitaelern Blut zu spenden. Waehrend unserer Reise durchs Land merkten wir erst richtig, was dieser Mensch hier leistet. Seine Spitaeler werden ausschliesslich von Spenden finanziert. So behandelt er alle Kinder bis zum 16ten Altersjahr gratis. Die Familie muss nur fuer die Verpflegung aufkommen, sofern es ganz arme Menschen sind uebernimmt das Spital dies ebenfalls. Die Spitaeler haben einen ausgesprochen guten Standart. So gibt es beispielsweise drei MRI Geraete. Dem einheimischen Personal werden faire Loehne bezahlt, um Korruption zu verhindern. (Auslaender werden auch gegen Bezahlung nicht behandelt, da dies der erste Schritt hin zur Korruption waere). Auch bieten die Spitaeler kostenlose Workshops fuer Hygiene, Kinderpflege, ... an.


So sind wir an unserem letzten Tag in Siem Reap mit dem Velo zum Spital gefahren. Am Eingang wurden wir vom Pfoertner zum Labor gefuehrt, wo uns eine Laborantin und ein Laborant freudlich empfiengen und sich bereits ein erstes Mal bedankten. Nachdem wir ein Personalblatt ausgefuellt hatten, wurde unsere Blutgruppen mittels eines kleinen Stichs in den Ringfinger bestimmt. Mit einem Laecheln teilte der Laborant Parik die Blutgruppe B mit. Waehrend in der Schweiz die Blutgruppe B selten ist, haben die meisten Kambodschaner Gruppe B und so benoetigen sie dieses am meisten. Danach wurde uns rund 3,1 dl Blut abgenommen, wobei fuer die Bestimmung der Menge der Blutbeutel einfach auf eine Waage (natuerlich keine Digitalwaage) gelegt. Obwohl die Aparaturen nicht auf topmodernstem Stand waren, erfolgte die Blutabnahme aeusserst professionel und absolut steril. Mehrmals wurden wir vom fuersorglichen Personal nach unserem Befinden befragt. Im Anschluss wurden wir noch fotografiert und somit waren wir in der Spenderkartei der Kanta Bopha Spitaeler aufgenommen. Auch erhielten wir einen offiziellen Blutspenderausweis, was fuer uns natuerlich ein nettes Souvenier ist, ein Getraenk nach Wahl, eine Tasche mit einem T-Shirt, Informationsmateriel zu den Spitalelern und zum Engagement von Beat Richner in Kambodscha und eine Packung Guetzli. Auch wurden wir mit Eisen- und Vitamintabletten fuer die darauffolgende Woche versorgt. Mit einem guten Gefuehl, mit unserem Blut vielleicht einem Kind hier zu helfen, verliessen wir das Spital.


Wer nicht weiss, was er mit seinem Weihnachtsgeld anfangen soll, kann sich unter www.beatocello.com informieren und einen sehr wertvollen Beitrag leisten.

Bettina

Freitag, 23. November 2007

Angkor

Die Tempel von Angkor sind ganz klar das touristische Highlight von Kambodscha, es ist die meistbesuchte Staette in Suedostasien und dies zurecht. In den sechziger Jahren zaehlte man in Kambodscha mehr Touristen als in Thailand. Die Tempel liegen auf einer Flaeche von 300 km2. Der bekanneste ist Angkor Wat. Deshalb entsteht vielleicht auch eine Begriffsverwirrung: Angkor meint alle Tempel und Angkor Wat ist nur einer davon.

Wir stiegen in Siem Reap im Guesthouse von Michael, einem Oesterreicher, ab. Dieses Guesthouse entwickelt sich zu einer Art deutschsprachiger Enklave. Michael ist neu im Geschaeft und bemueht sich sehr um seine Gaeste. Am liebsten sitzt er im Garten vor dem Guesthouse und unterhaelt sich mit ihnen. So haben wir viel ueber das Leben in Kambodscha im Allgemeinen und ueber die Tempel im Speziellen erfahren.

Da am Sonntag viele Kambodschaner bei den Tempeln picknicken (Einheimische bezahlen keinen Eintritt fuer die Tempel, Auslaender 40$ fuer drei Tage), beginnen wir mit der Besichtigung erst am Montag. Am ersten Tag fahren wir mit einem Tuktuk, am zweiten mit Fahrraedern und am dritten Tag erneut mit einem Tuktuk.

Bereits beim ersten Tempel dauert unsere Besichtigung ziemlich lange, dabei gehoert dieser Tempel zu den unspektakulaeren. Aber wir koennen einfach nicht durch die Tempel rauschen wie andere. Bei den Hauptattraktionen sind viele Gruppen unterwegs, vor allem Franzosen und Ostasiaten (Japaner, Chinesen und Koreaner). Wer Pech hat, wartet eine halbe Stunde, bis sich alle Japaner gegenseitig vor dem Tempel fotografiert haben. Die Franzosen fotografieren sich zwar nicht gegenseitig, sind jedoch oft alteren Semesters und somit nicht mehr so gut zu Fuss. Doch meist hatten wir Glueck und waren bei den Tempeln ohne Gruppen. Sonst warteten wir einfach. An dieser Stelle verzichten wir aus Ruecksicht auf detaillierte Beschreibungen der Tempel. In einem der Tempel, dem Ta Prohm, wurde der Film Tomb Raider mit Angelina Jolie gedreht. Ist auch sonst einer der Spektakulaersten Tempel, da maechtige Kapokbaeume auf den Terrassen und Mauern wachsen, ihre gewaltigen Wurzeln umklammern Waende, brechen grosse Steinbloecke auseinander.

Vor den Tempeln warten viele fliegende Haendler auf Touristen und bieten von Glueckssternen, Floeten, Schals, T-Shirts, Postkarten (Jeweils ein Buechlein mit zehn Karten und um dies zu beweisen, leierten die Kinder in allen moeglichen Sprachen die Zahlen von eins bis zehn herunter, in der Hoffnung, dass auch die Sprache des jeweiligen "Opfers" darunter ist.) bis hin zu Buechern alles moegliche an. Jeweils fuer einen Dolla, das "r" wurde nicht gesprochen, die Betonung auf der ersten Silbe. Unsere beiden neuen Freunde aus Berlin hatten das National Geographic Buch ueber Angkor dabei, die Originalausgabe fuer 30 Euro. Als wir zum Tuktuk gehen wollten, bot uns einer dieser Haendler das gleiche Buch fuer 8$ an. Als wir meinten, dass es eine Kopie sei, antwortete er nur, es sei "a very good copy", als sei dies das Selbstverstaendlichste der Welt. Es ist hier auch schwieriger, ein Originalbuch zu finden als "a very good copy". So kauften wir diese wirklich gute Kopie, die Fotos sind ganz wenig heller als im Original, fuer 7$.

Am ersten Tag besuchten wir acht Tempel. Interessant war, dass jeder von uns viern einen anderen Tempel als Favoriten hatte. Auf dem Rueckweg fuhren wir bei Angkor Thom und Angkor Wat vorbei. Vor allem Angkor Wat strahlte im schoensten Abendlicht. Es breauchte ziemliche Ueberwindung, den Fahrer nicht anhalten zu lassen. Morgen werden wir diese Tempel dann sehen.

Am zweiten Tag standen die Fahrraeder auf dem Programm. Die Fahrraeder haben wie hier ueblich nur einen Gang und haben schon einiges miterlebt. Jede kleinste Steigung spuert man sofort. Angkor Thom war eine Stadt mit einem quadratischen Grundriss von 3 km Seitenlaenge, umgeben von einem Wassergraben und einer 8 m hohen Mauer. Der Haupttempel von Angkor Thom, der Bayon zaehlt fuer viele wegen der 54 Tuerme mit jeweils vier riesigen Gesichtern von Lokesvara zum schoensten Tempel von Angkor. Im ganzen Tempel wird man von verschiedenen Seiten angeschaut. Die weiteren Tempel von Angkor Thom erkuneten wir dann zu Fuss.

Da Angkor Wat erst nach drei Uhr nachmittags in gutem Licht liegt, verbrachten wir die Zeit bis dahin in einem der vielen kleinen Restaurants mit jeweils zwei, drei Tischen. Die Grenzen der einzelnen Lokale sind genau abgesteckt, manchmal sogar mit einem gespannten Seil erkennbar. Als sich Sonja mit zwei Stuhlbeinen auf der anderen Seite der Grenze sass, musste sie sich sofort an einen anderen Ort setzen. Die Restaurants haben untereinander eine Art Kartell, d.h., die ankommenden Gaeste werden wie einem Lokal zugeteilt. Da wir zu viert ware, wollten sie, dass wir uns auf zwei Restaurants aufteilen, was fuer uns nicht in Frage kam.

Waehrend dem Essen sahen wir in hundert Metern Entfernung eine Regenwand auf uns zukommen. Es dauerte noch ein paar Minuten, dann war der Regen bei uns. Unter dem Dach wareten wir auf das Ende des Regens und hofften, dass es im Angkor Wat weniger Touristen hat. Dies trat leider nicht ein. Die anderen Touristen warteten einfach in ihren Bussen. Trotz all der anderen eindruecklichen Tempel ist der Blick auf Angkor Wat das, worauf ich gewartet habe. Die fuenf maiskolbenfoermigen Tuerme sind fuer mich das Sinnbild von Angkor. Dieser Tempel wurde um 1150 Vishnu geweiht und die Bauzeit soll dreissig Jahren betragen haben. Vor allem die Flachreliefs in den Galerien gehoeren zu den Meisterwerken dieser Zeit. Stoerend sind nur die gruenen Bauplachen an zwei der Tuerme. An diesen Tempeln wird dauernd irgend etwas restauriert.

Am dritten Tag wollten wir eigentlich den Sonnenaufgang erleben und standen dazu um vier Uhr auf. Wegen eines Gewitters haben wir dieses Unterfangen abgeblasen und sind nochmals schlafen gegangen. Der zweite Tempel an diesem Tag, der Banteay Srei, wird mit Unterstuetzung der Schweiz restauriert. Alle Restaurationsarbeiten werden in einer Kooperation mit einem Land oder einer auslaendischen Universitaet durchgefuehrt. Unser Berliner Freunde haben schon gespottet, ob die Schweiz eigentlich auch einen Tempel restauriert, nachdem wir sahen, dass sogar sich Indien finanziell am Wiederaufbau eines Tempels beteiligt. (Deutschland hat sich natuerlich Angkor Wat ausgesucht!). Banteay Srei ist ein kleiner Tempel, dafuer mit Verzierungen ausgestattet, die alle anderen Monumente Angkors uebertreffen. Ein Tempel wie die Schweiz: klein, aber ein Schmuckstueck!

Unterwegs sahen wir eine grosse Ansammlung von Motorraedern und fragten unseren Fahrer, war hier los sei, denn eine Hochzeit war es nicht. Dies sind Hahnenkaempfe. Eine solche Gelegenheit wollten wir natuerlich nicht verpassen und wir hielten an. Um die beiden Arenen standen ausschliesslich Maenner. Bei diesen Hahnenkaempfe wird viel Geld gewettet und entsprechend hitzig sind die Gespraeche. In einer Arena kaempften zwei Haehne miteinander. Klar, dass ich dies fotografieren musste. Da es eher dunkel war, schaltete ich den Blitz ein. Als dieser aufleuchtete, erstarrten die beiden schon vorher muede wirkenden Streithaehne regungslos in ihren Bewegungen und die Gespraeche verstummten sofort. Alle schauten in meine Richtung und brachen nach ein paar Sekunden der absoluten Ruhe in Gelaechter aus. Dies haette auch anders ausgehen koennen. Der Fahrer sagte mir dann, dass ich schon fotografieren kann, aber ohne Blitz.

Den Sonnenuntergang erlebten wir bei der nach dem nahen Dorf bezeichneten Rolousgruppe, wo sich einige der aeltesten Monumente aus dem achten und neunten Jahrhundert von Angkor befinden.

Die drei Tage in Angkor waren zwar lang und intensiv, aber trotzdem nie stressig, sondern abwechslungsreich und interessant. Wir hatten sogar noch Lust, am naechsten Tag einen weiteren Tempel zu besuchen. Den Dschungeltempel Beng Mealea. Doch dazu im naechsten Eintrag.

Patrik

Mittwoch, 21. November 2007

Irrawaddy - Delphine

In der Naehe von Kratie befindet sich einer der besten Plaetze, um die sehr seltenen Irrawaddy-Delphine zu beobachten. Wir waren uns lange nicht sicher, ob wir diesen Ausflug unternehmen sollen, denn der WWF raet davon ab. Doch im Nachhinein bereuen wir den Ausflug nicht. Denn unser Bootsfuehrer brauchte den Motor nur im Notfall und die Delphine wurden auf gar keinen Fall verfolgt. Auch waren keine weiteren Boote auf dem Wasser.

Zu sechst fuhren wir los, jeder hinten auf dem Motorrad mit eigenem Fahrer. Eigentlich wollten wir selber fahren, aber da die anderen, die mit uns von Laos nach Kratie reisten (ein Deutscher, zwei Englaender und eine Neuseelaenderin, die vier Tage spaeter zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahren nach Hause reisen wird), ein Motorrad mit Fahrer mieteten, schlossen wir uns dem an.

Die Delphine sind das ganze Jahr ueber zu sehen, denn an dieser Stelle hat der Mekong Tiefwasserbecken, in denen sich die Delphine aufhalten. Als Saeugetiere kommen sie regelmaessig an die Wasseroberflaeche, um zu atmen. Sie sprangen jedoch nicht flippermaessig aus dem Wasser, sondern kamen nur kurz nach oben. So sahen wir die Tiere oefters, jedoch nie naeher als 20 m. Wir rechneten ehrlich gesagt nicht damit, die Tiere zu Gesicht zu bekommen. Forscher gehen davon aus, dass noch 100 Tiere leben und davon etwa 25 hier, rund 500 km vom Meer entfernt.

Obwohl es laut Reisefuehrer unmoeglich sei, die Delphine zu fotografieren, gelang mir dies dank meiner Kamera, weil sie keine Verzoegerung beim Ausloesen hat.

Patrik

Sonntag, 18. November 2007

Einreise nach Kambodscha

Obwohl wir uns es gewoehnt sind, unsere Reise selber zu organisieren, blieb uns auf Don Det in Suedlaos nichts anderes uebrig, als die Fahrt nach Kratie (in Kambotscha) durch ein Travel Office zu organisieren. Da es weder offizielle Bootsfahrplaene aufs Festland noch einen Busfahrplan von dort Richtung Sueden an die kambotschanische Grenze gibt. Alle Gaestehaeuser auf Don Det und das einzige Travel Office vor Ort organisieren aber diese Fahrt fuer 20 $, was fuer lokale Verhaeltnisse alles andere als ein Spottpreis ist. Im Reisefuehrer ist dann nicht zu unrecht von der "kambodschanischen Transportmafia" die Rede.

Morgens fuer lokale Verhaeltnisse ziemlich punktlich um 8 Uhr brachte uns ein kleines Boot ans Festland nach Nakasang. Vom der Bootsanlegestelle mussten wir dann einige hundert Meter zu Fuss bis zur Bushaltestelle gehen. Was aber nicht mehr als ein gemauerter Unterstand war. Dort wurde uns gesagt, dass wir noch etwa 30 Minuten auf die Busse warten muessten. Waehrend wir Traveller uns die Wartezeit mit Gespraechen ueber Erlebnisse in Laos verkuerzten, verteilten die rund 5 einheimischen Maenner unsere bezahlten Dollars untereinader, was uns an eine Gant (Viehauktion) erinnerte.

Um 9 Uhr ging es dann weiter. Wobei wir in die, bereits seid 8 Uhr bereitsstehenden, Mini-Vans einstiegen. Unser Gepaeck wurde auf das Fahrzeugdach gebunden. Zuerst fuhren wir auf einer Teerstrasse Richtung Sueden. Rund 7 Kilometer vor der Grenze endete diese und wir folgten einen hoprigen und mit Schlagloecher gepickte Naturstrasse, welche durch einen recht dichten Wald fuehrte. Man stelle sich in der Fantasie eine Raeuber- und Schmugglerstrasse vor, was der Strasse so ziemlich entspricht. Einmal mussten wir anhalten, da sich Aeste im Unterbau des Autos verfingen. Bei einigen Schlagloechern glauben wir, dass die Radachse des Wagen bricht. Fuer diese sieben Kilometer benoetigten wir etwas mehr als 30 Minuten - was wohl alles ueber den Strassenzustand sagt!

Schliesslich erreichten wir eine einsame Holzhuette im Wald. Wir wurden zum Aussteigen aufgefordert und es wurde uns gesagt, dass hier nicht der Samichlaus wohnt, sondern das dies hier der laotische Grenzposten sei. Hier stempelte der Beamte gegen eine Gebuehr von 1 $ unsere Paesse ab. Danach mussten wir rund einen Kilometer bis zum kambodschanischen Grenzposten zu Fuss gehen.

Fuers Visa wurde uns ein Formular ausgehaendigt, zudem benoetigten wir ein Passfoto. Unsere Daten wurde von Major Rose Dath, laut Stempel dem Chief of Visa Service aufs Visum uebertragen und dieses schliesslich in den Pass geklebt. Wir bezahlten fuer das Visa statt den ueblichen 20 $ dann 22 $. Der Goldschmuck, welcher der Beamte an Fingern und Handgelenk trug, zeigte dann auch, dass er kein armer Mann ist! Wenn man bedenkt, dass in unseren zwei Bussen rund 20 Personen sassen und alle 2 Dollar dirket in seine eigene Tasche zahlten... Fuers Stempeln der Paesse bezahlten wir dem "Stempelbeamten"ebenfalls nochmals 1 $ extra.

Auf der kambotschanischen Seite wurde unser Gepaeck wieder auf oder bzw. in den Minibussen verstaut. Von dort wurden wir weiter suedlich gebracht. Bereits nach rund einer halben Stunde Fahrzeit sahen wir mit den zwei wichtigsten Problemen von Kambodscha konfrontiert: einerseits der Korruption und andererseits der Armut. Entlang der Strasse konnten wir kleine, sehr einfache Holzhuettendorfer sehen, die weder fliessendes Wasser in irgend einer Form noch Elektrizitaet besassen. Obwohl Laos auch ein armes Drittweltland ist, ist die Landbevoelkerung von Kambotscha noch aermer.

Nach rund einer Stunde erreichten wir Strung Treng, den ersten groesseren Ort in Kambodschas Norden. Wir stoppten am Flussufer und es wurde uns mitgeteilt, dass wir hier auf die Ueberfahrt mit einer kleinen Faehre warten muessen. Komischerweise befand sich eine Bruecke in Sichtweite. Nach einiger Wartezeit mussten wir auch unser Gepaeck aus dem Wagen nehmen und dieses mit auf die Faehre nehmen. Auf der anderen Flussseite erwartete uns Mister T. und brachte uns in sein Restaurant. Er erklaerte, dass wir hier auf das Eintreffen des Fahrzeuges warten muessen, welches uns weiter bis nach Kratie, unserem Etappenziel bringen soll. Nach einer Stunde, in der wir uns alle verpflegt hatte, traf dann das Fahrzeug ein. Es war wieder der gleiche Wagen und derselbe Fahrer wie auf der anderen Seite des Flusses!

Schliesslich erreichten wir Kratie, wo wir direkt vor einem Gaestehaus mit Restaurant abgesetzt wurden. Natuerlich erwarteten die Busfahrer, dass wir auch hier einchekten. Da das Gaestehaus in unserem Reisefueher erwaehnt war, das Preis-Leistungsverhaeltnis fuer uns stimmte, stiegen wir hier ab. Fuer rund 10 andere Traveller, welche weiter nach Phnom Penh oder nach Siem Reap wollten, begann das gleiche Spiel wieder von vorne. Sie mussten wieder eine Stunde auf einen Anschlussbus warten, konnten sich aber derweil wieder im Restaurant verpflegen...

Nach rund 8 stundiger Reise fuer laecherliche 190 Kilometer genossen wir dann umso mehr den Abend in geselliger Runde beim ersten kambodschanischen Angkor Beer (Fuer mich, die auch nach viermonatiger Reise durch Asien, mit unzaehligen verschiedenen Biersorten immer noch kein Bier trinkt, war dann der Bananen-Shake)!

Bettina

Donnerstag, 15. November 2007

Fest zum Ende der Regenzeit

Zu Ende der Regenzeit des Suedwestmonsuns findet in Laos mit dem Vollmond im Oktober das Boun Ok Phansa statt. Es ist gleichzeitig das Lichterfest zum Ende der buddhistischen Fastenzeit. Die Moenche, welche die Regenzeit unter Fasten, Meditation und Beten in ihren Kloestern verbracht haben, duerfen diese wieder verlassen. Wir hatten die Gelegenheit, diese Festlichkeiten hautnah mitzuerleben. Angefangen mit den Vorbereitungen bis hin zu den Bootsrennen auf dem Mekong mit Booten zu 50 Ruderern.

Waehrend der Mittagszeit wird der That Luang, das wichtigste religioese Monument von Laos fuer eine Stunde geschlossen. Da wir gerade um diese Zeit dort waren, schauten wir uns ein bisschen auf dem Gelaende des dazugehoerenden Klosters um und fanden dort im Hauptraum ganz viele essende Frauen vor. Hinter dieser Halle wurde auf Feuern in grossen Toepfen Reis mit viel braunem Zucker so lange gekocht, bis eine caramelartige Masse uebrig blieb (khao naamtaan). Neugierig schauten wir uns das an und die Laoten boten uns sofort zum Probieren an, es schmeckte sehr lecker, ist jedoch schwierig zu beschreiben. Auf jeden Fall sehr suess und mastig. In einem anderen Topf wurde in Bananenblaetter gewickelter Reis mit Fruechten gekocht. Auch hier durften wir probieren. Nach dem Degustieren dieser beiden Koestlichkeiten war unser Hunger mehr als gestillt. Gerade als wir weitergehen wollten, kam ein Mann mit einer Schale von dem "Zuckerreis" und erwartete, dass wir den Inhalt verdruecken. Leider mussten wir ihn enttaeuschen, mehr als einen Loeffel davon brachten wir nicht mehr hinunter.

Am naechsten Morgen ging es weiter mit der grossen Almosenuebergabe an die Moenche. Zu Hunderten fanden sich festlich geschmueckte Laoten beim Kloster ein, um zuerst ihre Gaben von den Moenchen segnen zu lassen und diese ihnen spaeter zu uebergeben. Diese Zeremonie fand in der den Laoten angeborenen Wuerde und Eleganz, aber auch Ruhe und Gelassenheit statt. Natuerlich hielten wir uns dabei immer im Hintergrund auf.

Waehrend der ganzen Festzeit fand am Mekongufer, direkt vor unserem Guesthouse eine Art Jahrmarkt statt. Hunderte Essensstaende, Staende mit Kleidern und Schuhen, Werbestaende und genau an unserer Ecke ein CD-Stand, der mit Vorliebe Lambada, Boney M. und, was ganz schlimm war, Modern Talking spielte. In voller Lautstaerke mit altersschwachen Boxen. Jeden Abend bis um Mitternacht. Es war ganz uebel! Speziell waren auch die Spiele. Auf dem Boden liegen Bier- und 2 Liter-Petgetraenkeflaschen, die man gewinnen kann, indem man ein Waschbecken so auf die Flasche wirft, dass diese ganz zugedeckt wird. Was auf den ersten Blick ziemlich einfach ausssieht, entpuppte sich als schwierige Angelegenheit. Nicht dass wir es ausprobiert haetten, aber wir haben niemanden gewinnen sehen. Dass man eine Flasche BeerLao gewinnen moechte, kann ich ja noch verstehen, aber eine 2 Liter-Petflasche Mirinda oder Fanta.

Am Abend des Boun Ok Phansa wurden reich geschmueckte und verzierte Blumenkraenze und kleine Bambusboote mit einer Kerze, die von den Glaeubigen unter Gebeten auf dem Mekong ausgesetzt wurden. Leider kamen viele dieser Schiffe nicht weit, sie kenterten, blieben an der Uferboeschung haengen oder die Kerze erlosch. War schade um die kunstvollen und mit viel Sorgfalt hergestellten Gestecke.

Am Tag der Bootsrennen, Boun Nam, war die Hoelle los. Ganz Vientiane und Umland befand sich am Mekongufer. Alle kaempften um die besten Plaetze, darunter die wenigen Touristen, welche sich ins Getuemmel wagten. Am steilen Ufer standen viele provisorische Restaurants auf Stelzen, samt einer Art Terrasse mit freiem Blick auf den Mekong und die Rennen. Bei den einen Rennen standen alle Zuschauer auf, schrieen und gestikulierten wie wild, bei anderen Rennen blieben alle sitzen und redeten weiter, wie wenn nichts waere. Dies blieb fuer uns bis zum Schluss ein Raetsel. Jeweils 50 Ruderer waren gleichzeitig in einem Langboot. Die Boote wurden von Firmen oder Hilfswerken unterstuetzt. Die Firmen hatten am Ufer Zelte fuer die Ruderer und deren Anhaenger aufgebaut, die Hilfswerke nutzten den Anlass, um in den Ruderpausen mit Schiffen vor den Zuschauern fuer ihre Anliegen zu werben.

So sehr wir das bunte Treiben am Mekongufer genossen, freuten wir uns, als das Festival vobei war. Vor allem die Nachtruhe ohne Modern Talking und Boney M. hatten wir verdient. Am naechsten Tag raeumten auch die Verkaufsstaende die Strassen und wir hatten endlich freien Blick auf den Mekong.

Patrik

Sonntag, 11. November 2007

Si Phan Don - Viertausend Inseln

Bevor wir Laos verlassen, wollten wir unbedingt noch Si Phan Don (= Viertausend Inseln) besuchen. In dieser Region bildet er Mekong ein riesiges Archipel, welches sich ueber rund 14 km Breite erstreckt.
Mit einem oeffentlichen Bus, was als ein ueberdachter Pick-up mit zwei laengs aufgestellten Rueckbanken vorzustellen ist, erreichten wir die Region. Der Bus setzte uns an der Haupstrasse ab und wir gingen dann noch rund einen Kilometer zu Fuss zum Fluss. Dort brachte uns ein Boot nach Muang Khon, dem groessten Dorf auf der Insel Don Khong. Don Khong ist die groesste Insel der Gegend und ist zirka 8 Kilometer breit und etwa 20 Kilometer lang. Sie ist die einzige Insel, welche 24 Stunden Elektrizitaet besitzt.

In einer schoenen Tagestour umrundeten wir mit Fahrraeden die Insel. Wobei wir abschnittweise auf einem schmalen Trampelpfad direkt am Mekongufer entlang fuhren oder eine der beiden Teerstrasse der Insel benutzten. Ausserhalb von Muang Khong, waren wir dann auch die einzigen Touristen. Die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Laoten beeindruckte uns hier einmal mehr. Von allen Seiten wurde uns zugewunken, oder "Sabaidii" (=Hallo) zugerufen.

Bevor wir nach Don Det, eine kleinere noch recht urspruengliche und urchige Insel weiter suedlich fuhren, auf der es nur stundenweise Strom aus Benzingeneratoren gibt, nutzten wir die "Zivilisation" auf Don Khon, um auf die einzige Bank und auf das Postoffice zu gehen. Die Post war ein kleines Haus mit einem Tisch als Schalter und einer Uhr an der Wand. Hier wollten wir unsere letzte Postkarte abgeben. Das Problem war nur, dass es keine Briefmarken gab, beziehungsweise nur 1000er und 200er Briefmarken. Da eine Postkarte aber eine 7500 Kip Marke benoetigt, haetten wir 8 Marken aufkleben muessen! Dann haetten wir aber nur nach unsere Namen und die Adesse schreiben koennen. In einem Shop eines Gaestehause haben wir schliesslich doch noch eine Marke gefunden und sind wieder zurueck zur Post. Der Postbeamte war sehr erleichtert, als er die Marke sah. Beim ersten Besuch war es im gar nicht recht, dass er uns nicht behilflich sein konnte.
Die Bank war ein einem aehnlich schlichten Gebaude untergebracht. In der "Schalterhalle" befanden sich 2 Tische hinter welchen jeweils eine Frau sass. An der Wand war eine Wandtafel mit den aktuellen Wechselkurse aufgehaengt. Auf den Schreibtischen der beiden Frauen tuermten sich Berge von losen Papierblaettern, ebenso auf den einzigen Buecherregal im Raum. An dieses kahle Zimmer, waren zwei weitere Raeume angeschlossen. Dort sass jeweils ein Mann in weissem Hemd am Schreibtisch. Um unser Geld zu wechseln, setzten wir uns auf zwei Plasitkstuehle an den Schreibtisch der einen Frau. Die fuellte 4 verschiedene Formulare und Durchschlaege handschriftlich aus. (Darum das Papier auf dem Schreibtisch!) Danach ging sie mit den Papieren zum einen Mann ins Buero, der ebenfalls alle Papiere unterschrieb. (Trotz der Einfachheit, scheint es hier bereits schon ein "Qualitaetsmanagement" zu geben!) Danach wechselten wir den Tisch und die zweite Frau haendigte uns das Geld aus. Wir sind es uns mittlerweile gewohnt, dass wir fuer einen oder zwei US-Dollarscheine einen Stapel der lokalen Waehrung bekommen, in diesem Fall laotische Kip. Laengst fuehlen wir uns aber mit dem dicken Portemonnaie voller Geld nicht mehr als Millionaere, auch wenn dies zahlenmaessig nach wir vor so ist. Waehrend wir in der Bank waren, warteten noch ein paar Einheimische auf Plastikstuehlen neben dem Eingang, die uns beim Eintreten in die Bank aber sofort vorliessen. Beim Verlassen merken wir, dass diese Leute gar nicht warteten, sondern einfach da sassen, sich mit den Beamtinnen unterhielten, wenn sie keine Kundschaft hatten und es genossen, hier zu sitzten, da der Raum dank einer Klimaanlage angenehm kuehl war.

Mit einem kleinen Boot erreichten wir die Insel Don Det weiter suedlich. Hier gibt es keine Strassen und somit keine Autos und wie gesagt keinen Strom. Nach Sonnenuntergang wird von zirka halb sieben Uhr abend bis neun Uhr mit Generatoren Strom erzeugt. Die Unterkuenfte auf der Insel befinden sich alle direkt am Mekongufer und weisen denselben Standart auf. Es sind jeweils Holz- oder Bambusbungalows mit einem Bett, einer Matraze und einem Moskitonetz. Die meisten Huetten haben zudem ein Fenster ohne Scheibe, aber mit Fensterladen. Auf der Terrasse der Bungalows sind Haengematten gespannt, die zum Nichtstun (lesen, Tagebuch schreiben,...) einladen. Die Toilettenanlagen befinden sich ausserhalb und sind aehnlich einfach. Das Wasser fuer die Duschen kommt aus dem Mekong und es brauchte zu Beginn etwas Ueberwindung, sich unter das braune Wasser zu stellen. Doch die "Schauermaerchen", man ueberlebe auf Don Det nur mit einer 12er Packung Durchfallmedikamente bewahrheiteten sich nicht. Vielleicht hat aber unser Immunsystem bereits asiatischen Standart. Das Mekongwasser laesst sich aber auf Don Det dennoch gut vermarkten. Oder wer hat von euch schon einen "Muddy (=schlammig) Mekong" getrunken? Es ist ein Cocktail aus Kahlualikoer, Baileys und Coca-Cola.

Da die Insel so klein ist, lebt man hier wirklich mit den Einheimischen zusammen. Die meisten Leute hier sind Selbstversorger, haben Reisfelder im Zentrum der Insel, ein paar Kuehe, Wasserbueffel, Schweine, Huehner oder Enten und vermieten daneben noch ein paar Bungalows an Touristen. So war dann wiedereinmal nichts mit ausschlafen, denn um 5 Uhr kraehten jeweils die Haehne!

Mit Velos haben wir die Insel Don Det und ihre Nachbarinsel Don Khon erkundet, wobei der Somphamit - Wasserfall wirklich sehenswert war. Der Mekong stuerzt ueber mehrere Felsstufen in eine 10 Meter tiefe Schlucht.


Bettina