Dienstag, 15. Januar 2008

Andere Laender, andere Sitten

In einem Bereich gibt es betraechtliche Unterschiede zwischen Europa und Laendern in Suedostasien, besonders zu den Laendern, in denen die eigene Kultur noch gepflegt wird, wie Laos und Myanmar. Dies sind auch sonst nicht zufaellig unsere "Lieblingslaender". Dieser Bereich betrifft die Heirat. Waehrend unseres Trekkings von Kalaw zum Inlesee erzaehle uns Htun Ti ueber die unterschiedlichen Heiratspraktiken der einzelnen Volksgruppen.

In einem Stamm bestimmen die Eltern den Zeitpunkt, wann eine Frau heiratsfaehig ist. Maenner, welche Interesse an dieser Frau haben, besuchen sie am Abend. Die Eltern sind auch zugegen, verlassen die Runde aber, zu einem bestimmten Zeitpunkt. Mit ihnen verlassen auch all jene Maenner die Runde, welche kein Interesse an der Frau bekunden. Das Ziel der verbleibenden Maenner ist es, letzter Gast zu bleiben, denn nur dieser hat die Chance, der Frau sein Geschenk zu uebergeben. Nimmt die Frau das Praesent an, ist sie mit ihm einverstanden. Sagt sie ihm hingegen, er soll morgen wiederkommen, dann will sie ihn nicht. Waehrend des Treffens wird Tee getrunken, wobei die Maenner versuchen, so wenig Tee wie moeglich zu trinken. Denn wer auf die Toilette geht, darf nicht mehr zurueckkommen, das gehoert sich einfach nicht. Der Mann bespricht mit seinen Eltern die Angelegenheit und die Frau mit ihren. Sind die Eltern mit der Verbindung einverstanden, treffen sie sich mit den Eltern des anderen Partners. Im gegenteiligen Fall sagen die Eltern, sie moechten erst in ein paar Wochen oder Monaten mit den anderen Eltern sprechen. Sie hoffen, dass ihr Kind sich in der Zeit einen anderen Ehepartner sucht.

Es gibt Volksstaemme, in denen nur innerhalb des Stammes geheiratet werden darf, in anderen Staemme koennen die Ehepartner auch in einem unterschiedlichen Stamm gesucht werden. Da die Staemme teilweise recht klein sind, besteht die Gefahr von Inzucht. In einem Beispiel wird versucht, Inzucht mit folgender Methode zu vermeiden. Da in Myanmar niemand einen Familiennamen hat, dafuer zwei oder mehr Vornamen, gehoeren die Mitglieder einem Clan an. Nennen wir den einen Clan Aung, einen anderen Clan Khun. Die Knaben gehoeren immer dem gleichen Clan an, waehrend die Frauen in den Clan des Mannes wechseln. Eine Frau des Aung Clans heiratet einen Mann des Khun Clans und wird somit Mitglied dieses Clans. Ihre Kinder duerfen die Nachfahren eines Aung Clans heiraten, also ihre Cousins.

In Staemmen, in denen die Eltern die Hochzeit arrangieren, gibt es keine freiwillige Durchmischung von Knaben und Maedchen. Knaben treffen sich nur mit Knaben, Maedchen nur mit Maedchen. Die Hochzeit wird jeweils von der Familie des Mannes finanziert, ebenso bekommt die Braut und deren Eltern Geschenke, dafuer bleibt das Ehepaar im Haus der Eltern des Mannes und sorgt fuer diese, wenn sie alt sind. Doch es kommt auch vor, dass das Ehepaar im Haus der Eltern der Frau wohnen, weil es im Haus der Eltern des Mannes keinen Platz hat und die anderen Eltern keine weiteren Kinder haben.

Ziemlich kompliziert das Ganze, aber Heiraten war noch nie einfach.

Patrik