Freitag, 11. Januar 2008

Busfahren

Nachdem wir nun schon ein paar Monate unterwegs sind, dachten wir, dass uns in Sachen Busfahren nichts mehr erschuettern kann. Doch wir haben uns getaeuscht! Die erste Strecke von Yangon zum Goldenen Felsen war ganz gut und so haben wir uns auf beschauliche Busfahrten eingestellt. Wie man sich da taeuschen kann. Die Strassen sind meist in einem sehr erbaermlichen Zustand, einzig die Strecke von Yangon nach Mandalay hat einen vernuenftigen Standart. Die restlichen Hauptstrasse erreichen die Qualitaet eines besseren Feldweges. Das mit Schlagloechern gespickte Teerband ist selten breiter als eine Wagenbreite, dann beginnt schon der Schotter. Gewagte Ueberholmanoever oder Gegenverkehr fuehren automatisch dazu, dass der Bus auf die Schotterpiste ausweichen muss und fuers Kreuzen der Bus oft auf Schritttempo abbremsen muss. Oftmals hat es auch gar keinen Asphalt und man faehrt auf einer Sandpiste. So erinnerte uns ein Streckeabschnitt von Bagan nach Yangon der Fahrt durch eine Kiesgrube. Deshalb ist es nicht weiter verwunderlich, wenn man fuer eine 680 km lange Stecke mit mindestens 17 Stunden rechnen muss. Myanmar ist sehr gross, so verbrachten wir insgesamt drei Naechte im Bus. An Schlafen ist dabei nicht wirklich zu denken. Ziemlich geraedert erreichten wir die Zielorte, einmal um halb fuenf Uhr, die beiden anderen Male als die Sonne aufging.

Bereits kleine Huegel mit einem Hoehenunterschied von wenigen Metern bereiten den hoffnungslos ueberladenen und untermotorisierten Bussen Schwierigkeiten. Im Schritttempo quaelen sie sich die Strasse hinauf. Geht es herunter, quietschen die Bremsen so erbaermlich, dass einem Angst und Bange wird. Die Busse werden gefuellt, bis nichts mehr Platz hat, unter alle Stuehle werden Reissaecke gelegt, so dass man nur mit angezogenen Beinen sitzen kann. Auf dem Dach werden Huehnerkoerbe mit etwa zwanzig Huehnern festgezurrt. Maenner duerfen auch auf dem Dach mitfahren, Frauen ist dies untersagt. Da die Sitze schon bei Abfahrt alle besetzt sind, muessen die Leute, die unterwegs zusteigen, im Mittelgang stehen. Uns als Auslaender werden meist die beste Plaetze ganz vorn angeboten. Da wir auch mehr zahlen ist dies in Ordnung.


Auf laengeren Strecken wird man in grossen Bussen mit Karaokovideos unterhalten und zwar in einer solche Lautstaerke, dass eine normale Unterhaltung fast nicht mehr moeglich ist. Bei vielen Liedern handelt es sich um Coverversionen, es wird hemmungslos "abgekupfert" und dann auf Bamar gesungen. Oft handelt es sich um muehsam verdraengte Ohrwuerme aus den unsaeglichen Achtzigern, aber auch aktuelle Songs werden kopiert. NIcht einmal vor Modern Talking haben sie zurueckgeschreckt. Die dazu laufenden Videos koennen in zwei Kategorien eingeteilt werden: Liveauftritte und Liebesgeschichten. Bei den Konzerte zeigend die Musiker etwa so viel Buehnenpraesenz wie die "Leider Nein"-Kandidaten von Music Star vor einem regungslos dasitzenden Publikum. In den Liebesgeschichtenvideos versucht der Hauptdarsteller die Gunst seiner angebeteten an verschiedenen romantischen Orten au erobern. In komplexeren Geschichten tritt noch eine zweiter Mann auf und es entwickelt sich eine Dreiecksgeschichte.

Insgesamt hatten wir aber mit dem Busfahrten Glueck und unsere Busse hatten nie eine groessere Panne. Eine Zwangspause um den Motor abzukuehlen ist hier an der Tagesordnung. Auch Reifenpannen koennen erstaunlicherweise recht schnell repariert werden, sofern ein Reservereifen mitgefuehrt wird! Wir hoerten von einer Deutschen, dass der Taxifahrer auf einer Fahrt die verschobenen Hinterachse mit einem kurzerhand selbstgeschnitzten Holzsplinten repariert hat!

Da die Busgesellschaften alles Privatunternehmen sind, welche sich ihre Fahrzeuge als Einzelexemplare in Japan oder Korea zusammenkaufen, erkennt ein Reisender aus diesen Laendern ein Bus vielleicht von einer frueheren Fahrt wieder. Die Bemalung der Busse und auch die japanischen Aufkleber oder Sitznummern wurden nicht entfernt. Diese in Korea oder Japan ausrangierten Busse sind fuer burmesischen Standart noch "Luxusbusse". Uns Auslaendern wurden sie immer als "very good bus- aircon bus" verkauft". Was uns im Verlauf der Reise oft ein Schmunzeln entlockte! Aircon bedeutet, dass die Tuere waehrend der Fahrt offen ist.

Patrik