Samstag, 29. März 2008

Fotos

Immer wieder hoerten wir, dass mehr Fotos von uns auf der Fotoseite gewuenscht sind. So wie bei den Indern, sie selber vor dem Tempel, neben der Statue, mit den Backwaters im Hintergrund, am liebsten mit Auslaendern daneben. Aber dies ist eben nicht mein Style. Zwischendurch einmal ist ok, aber nicht dauernd. Dass es sich auch ausbezahlt, habe ich erst kuerzlich erfahren, als ich angefragt wurde, ob eines meiner Fotos fuer ein Buch verwendet werden darf. Nach ausfuehrlichen Recherchen habe ich dem zugestimmt. Wahrscheinlich wird es kein Millionenseller werden, aber immerhin. Das Buch handelt von Tierornamente in Indien. Wer mehr ueber dieses aeusserst spannende Projekt erfahren moechte, kann unter

http://users.uoa.gr/~geeraae/animalsinart.html

nachschauen.

Donnerstag, 27. März 2008

Kerala

Ziemlich grossspurig kommt die Werbung des staatlichen Tourismusbueros daher: God's own country! Sicher gehoert Kerala zu den am meisten besuchten Bundesstaaten Indiens, aber sie haben doch ziemlich dick aufgetragen. Eines der Highlights in Kerala sind die Backwaters. Dieses Gebiet namens Kuttanad erstreckt sich ueber 75 km von Kollam bis nach Kochi im Norden, zwischen dem Meer auf der einen und den Bergen auf der anderen Seite. Das Labyrinth von Wasserflaechen - Seen, Kanaelen, Fluesse und Baeche - wird von tropischer Vegetation gesaeumt. Was man hier zu sehen bekommt, ist von der Strasse voellig unsichtbar. Bestimmte Haeuser sind nur auf dem Wasserweg zu erreichen, immer wieder blitzen zwischen den Baeumen und Palmen Haeuser, Farmen, Kirchen oder Tempel auf. Blaue Eisvoegel sitzen fuer einen Augenblick auf einem Ast, bevor sei weiterfliegen. Fischadler schauen nach Beute Ausschau.

Das taegliche Leben spielt sich hier auf dem Wasser sowie an den von Palmen gesaeumten Uferstreifen ab. Die Familien leben auf winzigen Landflecken, baden und waschen die Waesche im seichten Wasser. Auf Langbooten werden Sand, aber auch Waren transportiert. An anderen Stellen wird nach Muscheln getaucht. Fischer fischen von Ruderbooten aus oder in Ufernaehe mit rieisigen Fischernetzen, im Malayalam cheena vala genannt. Mindestens vier Mann sind noetig, um die an gebogenen Hoelzern befestigten und mit Zugschnueren und Gewichten zu bewegenden Netzen zu bedienen.

Wir selber waren vier Mal auf den Backwaters. Den ersten Kontakt hatten wir waehrend einer Halbtagestour zur Insel Munroe in der Naehe von Kollam. Da wir die einzigen Gaeste waren, hatten wir eine Privatfuehrung. Unser Guide konnte viel ueber das Leben in den Backwaters erzaehlen, doch irgendwann kamen wir darauf, dass er auch Christ ist. Weil er in ein paar Wochen heiraten wird (eine Liebesheirat gegen den Willen der Eltern, weil die Frau aus einer aermeren Familie stammt, doch weil er die Hochzeit selber bezahlt, haben die Eltern doch zugestimmt), drehte sich das Gespraech hauptsaechlich darum. In Kerala leben drei Religionen (Christen, Muslims und Hindus) fliedlich nebeneinander, doch geheiratet wird vor allem innerhalb der eigenen Religion. So wurden die faszinierenden Backwaters zum Nebenschauplatz. Von Kollam aus fuhren mit einem Tourenboot in knapp acht Stunden nach Alappuzha, diese Fahrt gehoert zu den begehrtesten Ganztagetouren. Diese Fahrt haben wir auch sehr genossen, war sie doch sehr abwechslungsreich und wir trafen auf dem Boot nette Leute. Weil bereits Nebensaison war, fuellte sich das Boot nicht ganz und wir konnten uns frei auf dem Boot bewegen. Die eindruecklichste Fahrt war jedoch die Faehre von Alappuzha nach Kottayam. Fuer die Einheimischen ist diese Faehre ihr Bus. Sie fahren damit einkaufen, in die Schule, zur Arbeit oder sonstwohin. Alle paar Minuten haelt die Faehre an, Passagiere steigen zu, andere gehen von Bord. Jeweils ein paar auslaendische Touristen fahren auch mit dieser Faehre und sitzen in der Regel vorn im Schiff, um alles mit Fotoapparat oder Videokamera festzuhalten. Fuer die Bewohner der Backwaters ein alltaegliches Bild, fuer uns eine der fantastischen Landschaften ueberhaupt. Gegen Ende der Fahrt wurde das Fahrwasser immer schmaler und wir passierten mehrere schmale Zugbruecken, die ein Brueckenwaerter hochzog. Unsere letzte Tour fuehrte von Kochi aus zu den Backwaters. Leider spielte das Wetter hier nicht so mit, am Morgen regnete es immer wieder und der Himmel war bedeckt. Viel Neues sahen wir hier nicht mehr, dafuer hatten wir eine angeregte Unterhaltung mit einem indischen Paar, das schon ziemlich westlich eingestellt ist. Beide trugen Jeans, zum Fruehstueck gibt es Toast oder Cerealien, getrunken wird Flaschenwasser. Doch wir hatten sogar noch Glueck mit dem Wetter, denn am naechsten Tag regnete es wie aus Kuebeln und so verbrachten wir den halben Tag in unserem Lieblingslokal in Kochi, dem Teapot.

Patrik

Samstag, 15. März 2008

Gewuerztour im suedlichen Hochland

Nachdem wie die Backwaters in Kerala mit verschiedenen Booten erkundigt hatten, folgt ein Abstecher ins Hinterland Keralas. Mit einem Bus fuhren wir zuerst nach Kumily auf rund 1000 Meter ueber Meer. Obwohl ich eigentlich nichts mehr ueber Busfahren schreiben wollte, erlebten wir erneut noch nie Dagewesenes... Zum Einen fuhr der Fahrer ueber die schmale und kurvenreiche Strasse, als saesse ihm der Teufel im Nacken. Zum Anderen war die hintere Tuer des Busses total durchgerostet. Dass niemand waehrend der Fahrt verloren gehen konnte, hat man die Tuer einfach mit Stoffstreifen an den Fensterverstrebungen des vorderen und ruckwaertigen Sitzes befestigt.


Waehrend wir in Kottayam, dem Ausganspunkt der Fahrt noch ueber 30ig Grad hatten und schwitzten, kuehlte sich die Luft im Verlauf immer mehr ab und wir begannen langsam zu froestelen. Irgendwann setzte auch noch ein Nieselregen ein und wir fuhren in der Folge durch mystische Nebelschwaden. Die "bergige" Landschaft ist fuer den Tee und Gewuerzanbau bekannt. Die Huegel um uns erschienen uns teilweise als einzige, riesige Teeplantage!

In Kumily naechtigten wir in einem sogenannten Home Stay. So wohnten wir bei einer Familie im Anbau ihres Hauses. Wir waren also fuer 2 Tage Hausbesitzer! Bobbi (sein vollstaendiger Namen kann sich eben niemand merken), der Sohn der Familie nahm sich sehr viel Zeit fuer uns. Mit einem Freund zusammen, betreibt er zudem noch ein open-air Restaurant mit Musik in der Naehe. Wobei man sich das Restaurant als Tische mit Plasitkstuehlen und einem Dach aus Palmblaettern vorstellen muss. Auch bei den beiden Freunden herrschte traditionell-indische Arbeitsteilung. Der eine war der Kellner, der andere der Koch. Spezialisiert haben sie sich auf Pizza und Pasta, wobei sie sich wirklich mit manchem Italiener messen koennten! Am ersten Abend waren unsere Pizzen aber etwas verpfeffert, aber dafuer waren wir selber Schuld. Denn im "Land wo der Pfeffer waechst" hat er einen deutlich intensiveren Geschmack, als nach monatelangen Transporten bis ins Gestell von MIGROS oder coop!

Auf Grund der andauernden "tiefen" Temperaturen und des gelegentlichen Nieselregens, entschlossen wir uns am naechsten Tag, auf eine Tee- und Gewuertour zu gehen, statt auf Tigerpirsch im nahegelegenen Nationalpark. Mit Bobbi als Guide und einem befreundeten Rikshaw-Fahrer fuhren wir zuerst zu einer Teefabrik.

Das Gebauede der Fabrik stammt aus dem Jahre 1941 und hatte viel britisches, kolonialistisches Flair. In der Fabrik konnten wir die Produktionsschritte des Tee, vom gepflueckten Blatt bis zum fertigen Tee 1 zu 1 mitverfolgen und Bobbi erklaerte uns die einzelnen Schritte nochmals sehr informativ.


Auf der Teeplantage sahen wie die Teepflueckerinnen, es sind ausschliesslich Frauen, bei der Arbeit. Damit sich die Frauen nicht die Haut aufkratzen, wickeln sie Streifen aus alten Reissaecken um Taille und Beine. In Kumily wird der Tee mit einer Art Schere gerntet und nicht von Hand. Aus den Teeblaettern wird nur "Pulver" fuer Teebeutel oder auch den traditionellen indischen Chai hergestellt. Chai hat nicht viel mit unserem westlichen Verstaendnis von Tee gemeinsam, denn er wird mit viel Milch und noch vieeeeel mehr Zucker getrunken. Der bei uns in Mode gekommene Gruentee gilt hier in Indien als Medizin und wird in keinem Restaurant oder Teelokal ausgeschenkt.


Nach dem Besuch der Teeplantage fuehrte uns Bobbi noch durch einen grossen Gewuerzgarten. Interessant war fuer uns, Maenner bei der Pfefferernte zu beobachten. Mit einem Pfluecksack auf dem Ruecken wird der Pfeffer, der als eine Art Efeu um einen Baum waechst, geerntet. Spektakulaer war weniger die Ernte, sondern vielmehr der Bambuspfahl, der als Leiter diente! Bobbi seinerseits machte sich den Spass, uns bei jeder Pflanze, bei jedem Strauch oder Baum nach dem entsprechenden Gewuerz zu fragen. Teilweise hatten wir wirklich keine Ahnung und wir waren total ueberrascht. Bei anderen Pflanzen verriet der Geruch das Gewuerz. Zum Schluss der Tour rochen unsere Haende aber so stark, dass es immer schwieriger wurde, etwas differenziert wahrzunehmen.


Zum Abschluss dieser lehrreichen Tour, besuchten wir noch den Gewuezshop von Bobbis Bruder. Es lockte uns schon sehr, von all diesen herrlich duftenden und frischen Gewuerzen etwas zu kaufen. Da wir aber noch laenger unterwegs sind, war dies leider nicht moeglich. So entschieden wir und fuer die Home-made Chocolate. Auf Grund der zahlreich vorhandenen Kakaobaeume in der Region produziert fast jedes Geschaeft eigene Schokolade, welche zum Teil mit heimischen Mandeln oder Cashewnuessen angereichert werden. Sie schmeckte wirklich sehr lecker und so brachten wir es ueber die Ostertage auf stolze 300 Gramm Schokolade innert 12 Stunden!


Bettina

Donnerstag, 13. März 2008

"Made in India"

Bereits sind wir mehr als ein halbes Jahr unterwegs, haben unterschiedliche Kulturen und Menschen kennengelernt. Die indische Mentalitaet ist aber fuer uns Europaer immer wieder speziell, manchmal auch herausfordernd. Manchmal hassen wir die Art der Inder im gleichen Augenblick wie wir sie lieben oder uns darueber amuesieren.

Zum Einen mussten wir uns an die nonverbale Audruckweise gewoehnen. Das leichte seitliche "Kopfwackeln" bedeutet soviel wie Ja. Als wir in Bhopal ein erstes Mal an einem Nicht-Touristenschalter am Bahnhof ein Billet loesten und die Frau auf unsere Fragen nach der genauen Abfahrtszeit und dem Gleis jeweils mit diesen seitlichen Kopfwackler antwortete, schauten wir uns zuerst nur unglaeubig an. Was nun: "ja oder nein!?" Das Lachen konnten wir uns zum Glueck verkneifen, bis wir die Schalterhalle verlassen hatten.

Ein "Nein" wir hier in Indien oft mit einem Hin- und Herbewegen der flachen Hand angezeigt. In der Schweiz benutzen wir die Geste, um ein "vielleicht" auszudruecken. Man stellt sich nun uns vor unserer ersten Busfahrt am Busbahnhof vor, wenn wir nach einem Bus nach XY fragen und diese Antwort spontan als vielleicht interpretierten, wobei aber natuerlich "nein" gemeint war.

Beim Reisen mit Bus und Zug kommen wir uns manchmal vor wie auf einer Schulreise oder einer Fahrt ins Klassenlager. Denn die Inder draengeln beim Ein- bzw. Aussteigen jeweils so, wie wir es von Primarschuelern kennen. Das Anstehen haben sie von den Englaendern waehrend der Kolonialzeit nicht gelernt. Aber bei mehr als 1,1 Milliarden Menschen, die in diesem Land leben, ist die Angst, vergessen zu gehen oder nicht an die Reihe zu kommen, wohl "genetisch" veranlagt. Um auch einmal einsteigen zu koennen, muessen wir uns einfach in den Weg stellen oder sie unfreundlich mit unseren Rucksaecken wegdruecken. Da wir groesser sind als die meisten Inder, gelingt uns dies meist recht gut. Wir haben sozusagen das Draengeln wieder gelernt- also doch "Bildungsreise"!

Wie in den meisten Laendern auf unserer Reise wird auch in Indien aller Abfall auf den Boden oder aus dem Fenster geworfen. Der Boden der Zuege wird von Zeit zu Zeit von "Wischern" auf den Knien gefegt, die nachher die Passagiere um einen Lohn bitten. Bei den Auslaendern bleiben sie viel laenger und hartnaeckiger stehen und warten oft sehr unangenehm fuer uns auf ein Entgeld. Obwohl die Auslaender wohl jene sind, die am wenigsten Muell produzieren und diesen immer sammeln und mitnehmen!

Auch verhungern oder verdursten muss niemand in einem indischen Zug, alle paar Minuten kommt ein Tee-/Kaffeeverkaeufer und preist mit schriller Stimme seinen Chai oder Kofi (=Kaffee, oder zumindest etwas aehnliches wie...!) an. Auch Verkaeufer mit Bauchladen (Schokolade, Zigaretten, Seifenmuster, Reisezahnbuersten, abgepackte Betelnuesse,...) oder mit indischen Snacks kommen regelmaessig vorbei. Auch Spielsachen werden auf diesem Weg verkauft. Bei den Auslaendern geben sich alle Verkauefer besonders Muehe und paesentieren ihre Waren oft sehr theatralisch, als sei es fuer sie ein Prestigeerfolg, einem "Farang" etwas verkaufen zu koennen oder ihm eben ein Schmunzeln zu entlocken.

Wie schon oefters gesagt, ist das indische Verstaendnis von Hygiene nicht vergleichbar mit unserem. Weil viele Inder zu Hause keine Toilette haben, benutzen sie dazu einfach die Natur oder was sie gerade finden. So sahen wir einmal ein Maedchen, das vor einer der Hoehle von Ajanta, immerhin ein Weltkuturerbe, auf den Boden pinkelte. Dabei hatte es eine offizielle Toilette gar nicht so weit weg. In Puri, einem Ort an der Ostkueste, befindet sich ganz in der Naehe ein Fischerdorf, das mit nur mit Vorsicht zu besuchen ist. Denn die Fischersleute erledigen ihre "Geschaefte" am Strand, ein Haeufchen neben dem anderen. Ansonsten war es sehr interessant, das Treiben in diesem Fischerdorf zu beobachten. Ein andermal reisten wir mit einer vierkoepfingen Famlilie im gleichen Abteil im Zug. Als der Kleine, kanpp vierjaehrige, zur Toilette musste, ging das ebenfalls ganz unkompliziert. Einfach Hose runter und aus dem offenen Zugsfenster pinkeln. Wahrend ihn der Vater an den Hueften festhaelt, dass der Junge nicht noch aus dem Zug faellt. Man lernt ebenfalls als Tourist, sich nie aus dem Fenster eines Zuges zu lehnen!

Das Einkaufen in Indien ist fuer uns natuerlich auch immer ein Erlebnis und dass schon in einem gewoehnlichen Supermarkt wir MIGROS oder coop. Immer kann man dort verschiedene Sorten von Linsen oder Reis offen kaufen. Hier gibt es keine Waage, als Masseinheit dient eine leere Konservenbuechse. Es gibt auch keine strenge Verkaeuferin die daneben steht und Kinder mahnt, welche aus Freude in diesen Tonnen oder Saecken einfach nur rumwuehlen ohne zu kaufen, dann die Erwachsenen machen es hier ebenso!

In Baeckereien oder in Obst- und Gemueselaeden ist der Einkauf jeweils ein wirkliches Erlebnis und wir mussten das Prozedere erst lernen. So waehlt man an der Theke das gewunschte Gebaeck aus und zeigt es der Verkauferin an. Diese nimmt die Produkte aus der Auslage und packt umstaendlich jedes Sueck separat in ein einzelnes Plastiksaecklein. Eine andere Person fuellt dann an der "Produktkasse" oder Waage eine Art Quittung aus. Mit dieser Quittung geht man Richtung Geschaeftsausgang, bzw. -eingang. Dort gibt man den Quittungsbeleg dem Kassier und bezahlt dort die Waren. Nach dem Bezahlen wir die Quittung abgestempelt. Danach geht man mit dem gestempelten Beleg wieder zurueck zur Verkaufstheke im hinteren Bereich des Ladens. Dort gibt man den Beleg der entsprechenden Verkauferin, was wiederum ein andere Person ist, als jene die die Waren einpacken und die erste Quittung aushaendigt! Ihr Job ist es die Quittung erneut abzustempeln und die Waren mit einem Laecheln auszuhaendigen. So arbeiten pro Verkaufstheke immer 3 Personen plus ein Kassier pro Geschaeft. Bei einem Laden mit 3 Theken arbeiten also 10 Personen! Als (ergo)therapeutischer finde ich diese Art von Arbeitsaufteilung natuerlich sehr interessant und auch bewundernswert. Waehrend es im "Reisealltag" aber oft umstaendlich ist. So wird das Einkaufen von 4 Orangen beispielsweise zum fast 20minuetigen "Shoppingerlebnis"!

Da wir in Mumbai als Statisten in einem Film mitwirkten, hatten wir bereits ein erstes Bollywood- Erlebnis. Leider haben wir es bis jetzt noch nie geschafft, in ein Kino zu gehen, um uns einen klassischen Bollywoodfilm anzusehen. Einmal machten wir einen Kinobesuch, sahen uns aber einen westlichen Film in englischer Sprache an. Der Film mit dem Titel "10 000 Jahre bevor Christus" waere normalerweise nicht unser Geschmack. Da wir aber einfach Lust auf indisches Kino hatten und der Eintritt mit 35 Rs (ca. 1 CHF) pro Ticket aeusserst preiswert war (und das fuer ein Balkonticket!), ueberlegten wir nicht zweimal und packten wir die Gelegenheit. Die "Handlung" war natuerlich sehr einfach "gestrickt". Wir haben uns denn auch mehr ab unseren Mitzuschauern amuesiert, denn ob der Handlung. Als der Hauptdarsteller, mutig und spektarulaer mit einem Speer aus Knochen, ein Mammut erlegte, haben die Zuschauer auf den billigeren Plaetzen (= im Parterre, war wirklich so!!!) applaudiert!

Bettina

Sonntag, 9. März 2008

Suedindien

Ueber Suedindien hoerten wir auf unserer Reise nur gutes, alle schwaermten davon, dass die Leute viel freundlicher und das Reisen viel angenehmer sei als im Norden. Tatsaechlich, seit wir im Sueden unterwegs sind, werden wir deutlich weniger belaestigt, die Verkaeufer in den Shops sind weniger aggressiv, die Menschen sind einfach freundlicher und herzlicher. Klar hatten wir auch weniger schoene Erlebnisse, als uns zum Beispiel ein Busschaffner aus dem Bus warf, weil wir zuviel Gepaeck hatten. Doch ein Mann, der das sah, kam uns zu Hilfe und wollte vermitteln. Schliesslich fanden wir einen Bus, der uns trotz Gepaeck mitnahm. Dies war bisher noch nie ein Problem. Was besonders auffaellt, sind die vielen Frauen auf der Strasse. Sei es alleine, in einer Gruppe oder mit ihrem Mann. Im Norden sah man kaum Frauen, hoechstens mit ihrem Mann zusammen. Doch hier sind die Frauen selbstbewusster. Wie im ganzen Land tragen die Frauen einen Sari oder Salwar kamise (langes Oberteil und weite, knoechellange Hosen). Die Maenner tragen vor allem westliche Kleidung, Bundfaltenhosen oder Jeans, dazu ein Hemd, aber man sieht hier auch viele Maenner im traditionellen Wickelrock, Lunghi (bunt) oder Dhoti (weiss).

In den letzten Tagen besuchten wir so bekannte Orte wie Kumbakonam, Kanniyakumari oder Thiruvananthapuram. In Kumbakonam erlebten wir das indische Leben hautnah. Als wir ankamen, regnete es und die Hotels in unserer Preisklasse waren voll, bis wir auf das V.R.P. Hotel stiessen, das von einem schwerhoerigen Mann gefuehrt wird. Das Zimmer war guenstig und mehr oder weniger sauber, wenn man von den zwei Kakerlaken absieht, die ihren Besuch aber nicht ueberlebten. Der Grund fuer unseren Stopp hier waren verschiedene Tempel im und um den Ort. Kulinarisch erlebten wir keine Hoehenfluege, sondern indischen Alltag. Essen in einem Lokal ist primaer Nahrungsaufnahme (Die "Slow Food" Welle ist hier in Indien noch unbekannt!). Unser Reisefuehrer empfahl ein Restaurant, das wir auch aufsuchten. Speisekarte gibt es keine, laut Kellner kann man waehlen zwischen Dosa , Iddly (=gedaempfte Reiskuchen, aehnlich wie Polenta mit "Dipp-saucen") und Puri (=duennes, frittiertes Brot mit "Dipp-Saucen"). Unsere Wahl fiel auf Masala Dosa (eine Art knuspriger Pfannkuchen mit einer Kartoffel-Gemuesefuellung), das ohne Besteck serviert wurde, eben Indianstyle. Der Traum von jedem Kind, essen ohne Besteck. Wobei die Inder natuerlich ausschlieslich und problemlos mit der rechten Hand essen, was uns mehr oder weniger gut gelingt. Meist muessen wir mit der linken Hand nachhelfen. Am zweiten Abend fanden wir dann ein Restaurant mit Speisekarte und Besteck.

Kanniyakumari befindet sich an der Suedspitze Indiens. Hier treffen das arabische Meer, der indische Ozean sowie Golf von Bengalen aufeinander. Der Tsunami 2004 brachte verheerende Zerstoerungen ueber Kanniyakumari, mehrere tausend Menschen starben, vor allem Pilger. Der Uferbereich wurde vollstaendig verwuestet, aber die 40 m hohe Statue des tamilischen Heiligen Thirvalluva auf einer winzigen Insel lag weit genug vor der Kueste, um den riesigen Wellen standzuhalten. Im Gegensatz zu Pangandaran auf Indonesien sieht man keine Spuren der Zerstoerung mehr. Groesste Attraktion einer Reise nach Kanniyakumari ist das Betrachten des Sonnenauf- und untergangs. Leider verhinderten Wolken einen spektakulaeren Sonnenuntergang, aber es war ein spezielles Erlebnis, mit tausenden von indischen Pilgern an den Ufern der Meere zu stehen und mitzuerleben, wie die Sonne langsam untergeht. Der Sonnenaufgang war dann einiges aufregender. Erneut war das Ufer gesaeumt von Pilgern, was uns doch ziemlich ueberraschte. Es waren sogar mehr als beim Untergang. Beim Auftauchen der Sonne am Horizont hoerte man aus manchen Kehlen einen Schrei der Entzueckung. Einzelne Pilger nutzten das Meer fuer rituelle Waschungen.

Thiruvananthapuram (zehn Mal schnell hintereinander aussagen! und dann auswenig nach einer halbem Stunde!), auch bekannt unter dem namen Trivandrum, ist die Hauptstadt des Bundesstaates Kerala. Die Bewohner von Kerala sind stolz darauf, dass hier der erste kommunistische Ministerpraesident der Welt vom Volk gewaehlt wurde. Kommunisten werden ja sonst nicht gewaehlt. In den Strassen sieht man immer Hammer und Sichel, sei es auf Fahnen oder (legal) aufgesprueht an Hauswaenden. Auch Plakate mit dem Konterfei von Che Guevara waren allgegenwertig, weil gerade eine Konferenz der kommunistischen Partei stattfand. In Kerala sind ein Drittel der Bevoelkerung Christen, nur in Goa hat es prozentual mehr Christen. Hier fanden wir wieder einmal einen Supermarkt nach westlicher Art. Dies nutzten wir zu einem ausgiebigen Shopping und erstanden unter anderem einen halben Liter Glace, den wir uns wegen der Hitze umgehend auf der Treppe vor dem Geschaeft genehmigten. Ansonsten hat die Stadt Thiruvananthapuram selber nicht sehr viel zu bieten, sondern ist ein Sprungbrett zu schoenen Straenden in Varkala und Kovalam oder zum dem, was einem bei Kerala als erstes einfaellt, den Backwaters.

Davon berichten wir spaeter.

Patrik