Samstag, 29. Dezember 2007

Trekking

Nachdem wir in der Hauptstadt Yangon mit den Einheimischen nicht die besten Erfahrungen machten (Beim Geldwechseln wurden wir uebers Ohr gehauen, bei der Shwedagonpagode staendig von selbsternannten Tourguides belaestigt), hat sich dieser Eindruck dank eines dreitaegigen Trekkings von Kalaw an den Inlesee voellig gekehrt. Dieses Trekking war etwas vom Besten unserer bisherigen Reise.

Mit dem Nachtbus kamen wir um halb fuenf Uhr an. Kalaw liegt auf 1320 Metern und es war entsprechend kalt. So wie wir gehoert haben, wird es um die fuenf Grad kalt in der Nacht. Uebernaechtigt stiegen wir aus, ein freundlicher Einheimischer zeigte uns den Weg zum ausgesuchten Guesthouse. Dieser Mann war vor allem deshalb so freundlich, weil er als Trekkingguide arbeitet und so auf Auftraege hofft. Doch dank den Tipps eines israelischen Paares wussten wir bereits, mit wem wir auf das Trekking gehen wollten. Leider war es nicht dieser Mann, der jeden Tag um vier Uhr in der Nacht aufsteht, weil dann der Nachtbus aus Yangon ankommt.

Nach einem kurzen, aber tiefen Schlaf (Powernap), einer warmen Dusche und einem gesunden Fruehstueck begaben wir uns zu Sam's Family Restaurant, die auch Trekkingtouren anbieten. Der Chef persoenlich, Mr. Sam, war anwesend und erklaerte auf der grossen, handgemalten Karte die Trekkingroute. Wir waehlten den laengsten Weg, weil dieser der schoenste und durch die meisten Doerfer fuehrt. Sein Schwiegersohn Htun Ti (das "H" wird nicht ausgesprochen und er heisst somit - ohne Witz - Tunti) wird uns begleiten. Die Israelis haben von ihm geschwaermt. Am Abend hatten wir die Gelegenheit, ihn kennenzulernen. Sein Englisch war ausgezeichnet und er spricht auch die Sprachen der Staemme, deren Doerfer wir unterwegs passieren. In Myanmar zaehlt man 135 verschiedene Volksstaemme mit ueber 70 verschiedenen Sprachen (einige nur gesprochen, andere auch geschrieben, teilweise mit einer anderen Schrift).

Um neun Uhr ging es zusammen mit Gregor und Helena aus Slowenien los, die aber nach ein paar Minuten wieder umkehrten, da er Magenprobleme hatte. Am zweiten Tag stiessen wieder zu uns. Der Weg fuehrte uns durch eine bewaldete, huegelige Gegend. Htun Ti erklaerte uns viel, fragte zwischendurch auch nach, wie es bei uns in der Schweiz ist. Urspruenglich arbeitete er als Lehrer und studierte spaeter Mathematik, doch als Tourguide verdient er mehr. An dieser Stelle ist interessant zu hoeren, was uns das Trekking kostete: pro Tag und Person mit Unterkunft und Essen 8$! In Laos haben wir einmal angefragt, was ein dreitaegiges Trekking kostet: 134$ pro Person. Sind betraechtliche Unterschiede.

In jedem Dorf, durch das wir wanderten, machten wir einen Teestopp. Auf einem Holzfeuer steht ein gusseiserner Teekrug, getrunken wird der lokale Gruentee. Fuer die Familie eine willkommene Abwechslung. Htun Ti spricht mit ihnen, uebersetzt Fragen in beide Richtungen. Meist wollen sie wissen, woher wir kommen, wie alt wir sind (die Antwort stoesst meist auf Unverstaendnis, besonders im Zusammenhang mit nicht verheiratet und keine Kinder). Als Dank fuer die Gastfreundschaft liessen wir jeweils einen Waschlappen und eine oder mehrere in den Hotels mitgenommenen Seifen sowie Kugelschreiber zurueck. Einmal sprach die Grossmutter einen sehr langen Segen, was uns sehr ruehrte. Waehrend dieser drei Tage trafen wir erstaunlich viele alte Menschen - mit alt meinen wir ueber siebzig. Die Birmanen geben sich immer ein Jahr mehr, sobald man beispielsweise den zwanzigsten Geburtstag gefeiert hat, ist man einundzwanzig.

Waehrend der Wanderung genossen wir die herrliche unberuehrte Landschaft. Bevor wir ein Dorf mit dem Auge ausmachen konnten, sahen dir dessen Felder, welche ausschliesslich mit Handarbeit bestellen werden. Die benutzten Werkzeuge sind groesstenteils aus Holz. Da die Reisernte bereits vorueber war, waren die Menschen damit beschaeftigt, die Chilischoten zu ernten, um sie dann auf riesigen Bambusmatten in den Doerfern auszulegen und zu trocknen. Auch wird nach der Ernte auf den Reisfeldern oft Knoblauch angebaut.

Fortsetzung folgt.