Freitag, 31. August 2007

Busfahren auf Java, Teil 2


In den letzten Tagen waren wir ausschliesslich auf eigene Faust mit oeffetlichen Bussen der Economy-Klasse unterwegs. Economy heisst konkret soviel, das die Busse fahrbare Untersaetze sind. Dafuer hat man bleibende und unvergessliche Erinnerungen.

Da es praktisch keine Touristen hat, welche mit diesen Bussen reisen, faellt einem die Orientierung an den Busbahnhoefen nicht leicht. Wenn wir aber den Zielort nannten, fanden sich oft ein halbes Dutzend Helfer, welche uns zum richtigen Bus begleiteten. Die Busse sind wie gesagt ohne jeglichen Komfort. So sind die Tueren, sofern es welche hat, waehrend der ganzen Reise geoeffnet ebenso die Fenster. Beispielsweise fuhren wir gestern mit einem Bus, bei welchem ziemlich sicher der Tank fuers Kuehlwasser im Motor defekt war. So stand ein Kanister mit Wasser neben dem Armaturenbrett und ueber eine Stueck Gartenschlauch wurde das Wasser durch den Fahrzeugboden in den Motor geleitet. Als wir dann einen kleineren Pass ueberquerten, sprudelte das kochende Wasser im Kanister ueber.

Wenn man einen Sitzplatz bekommt, gehoert man zu den Gluecklichen. Nebst dem Fahrer sind immer noch 2 Mitfahrer im Bus, bei welchen man die Fahrt bezahlt. Sie melden dem Fahrer mittels klopfen einer Muenze an das Wagendach mit, wann er zu stoppen hat und helfen noetigenfalls beim Ein- und Aussteigen. In den Doerfern rufen sie lautstark das Ziel der Reise aus und versuchen so, weitere Gaeste in den Bus zu bekommen. Denn in einem vollen Bus hat es immer noch Platz fuer weitere. Auch haben sie immer auch ein Auge auf den Verkehr, ermahnen entgegenkommende Fahrzeuge zu verlangsamen, wenn der Bus auf der Ueberholspur ist, schaetzen ein, ob genuend Platz zum Ueberholen ist. Auch sind diese Mitfahrer wahre Organisationstalente, wenn es ums Sitzplatz zuweisen geht oder ums Verstauen des Gepaecks. Oft sind die Stauraeume des Busses ueberfuellt und so muss alles Gepaeck im Inneren des Busses verstaut werden. So kommt es dann, dass ich waehrend rund 2 Stunden mit meinem Rucksack auf den Knien zwischen zwei Stuhlreihen festgekeilt war. Generell sind die Sitze in den Busssen nichts fuer europaeische Beine gedacht. Wie man sich auch hinsetzt, man hat keine Beinfreiheit, sondern bleibt eingekeit. Auch die Rueckenlehne ist viel kuerzer und so kann man nicht schlafen, ausser man lehnt sich an den Nachbar.

Waehrend ich es in der Schweiz bevorzugt habe, moeglichst weit vorne in einem Bus zu setzen, sitze ich hier lieber weiter hinten, um vom "kamikazeartigen" Fahrstil nicht allzuviel mitzubekommen. Oft sind die Ueberholmanoever derart riskant, dass einem fuer einen Moment das Blut in den Adern stoppt. Meist hat der Fahrer auch nur eine Hand am Steuer, mit der anderen haelt er die Zigarette. Dennnoch haben wir hier noch keinen Unfall auf den Strassen gesehen. Trotz der rowdyartigen Fahrweise sind die Strassenteilnehmer toleanter. Die Fahrweise mit oft uebersetzter Geschwindigkeit haengt damit zusammen, dass hier Zeit wirklich Geld ist. Denn die oeffentlichen Buslinien werden streckenweise von unterschiedlichen, privaten Unternehmern betrieben. Je schneller ein Fahrer die Rueck- oder Weiterfahrt antreten kann, umso mehr kann er verdienen.

In den Busbahnhoefen groesserer Ortschaften herrscht immer viel Betrieb. Hier steigen dann auch immer fliegende Haendler in den Bus, welche ihre Produkte fuer ein paar Rupien verkaufen wollen. Nebst Esswaren und Getraenken werden auch Kugelschreibern, CD mit Gebeten ... angeboten. Diverse Musikanten versuchen ihr Glueck, die Bewertung der Gesangskuenste erfolgt sogleich und zwar in der Anzahl der erhaltenen Muenzen. Einige Musikanten waren so mies, dass sie kaum das Fahrgeld herausbekamen. Ein Duo bestehend aus Djembist (selbstgebastelte Djembe aus zwei Plastikabflussrohren) und Gitarrist bot eine erfolgreiche Darbietung und wurde sogar mit Noten (1000 Rupia sind etwa 13 Rp.) belohnt. Das Skurillste war bisher ein Massage- und Kratzloeffel. Dieses Ding hatte einen stabilen Kunststoffgriff und vorne war ein etwa zweifraenklergrosses Metallstueck angebracht. Als Ergotherapeutin bin ich normalerweise mit Hilfsmitteln vertraut, doch nach dem Betrachten dieses Dings schaute ich die Frau neben mir fragend an, sie erwiderte meinen fragenden Blick und schien auch keine Ahnung zu haben. Die Verkaufstaktik ist jeweils so, dass die Produkte erklaert oder demonstriert werden, dann werden sie an alle Fahrgaeste verteilt. Danach werden sie wieder eingesammelt oder gekauft.

Bettina

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