Samstag, 29. Dezember 2007

Teestuben und Betel in Myanmar

Kein Tag vergeht, ohne dass wir im Laufe des Tages nicht mindestens einmal eine Teestube besuchen. In jeder Ortschaft in Myanmar gibt es mehrere dieser Lokale. Hier in Mandalay, der zweitgroessten Stadt, wird die Anzahl auf rund 2000 geschaetzt. Die Teestuben sind soziale Treffpunkte der Birmanen. Wobei sich traditionell vor allem die Maenner treffen. Die meisten oeffnen bereits um fuenf Uhr morgens und schliessen nachmittags. Dann oeffnen die abendlichen Teestuben.

Ueberdacht, unter offenem Himmel oder im Schatten von Baeumen laden sie mit einfachem, oft miniaturartigem Mobiliar zu Tee oder auch Kaffee ein. Nebst dem bestellen Getraenk steht immer auch eine Thermoskanne mit heissem, chinesischem Gruentee auf dem Tisch, von dem man sich bedienen kann.

Zum Tee werden verschiedene, meist frittierte Snacks gereicht. Zu den Snacks zaehlen die dreieckigigen indischen Samosas mit Gemuesefuellung, Gebaeck, das mit einer Paste aus Sojabohnen gefuellt ist, "berlinerartiges" Gebaeck mit suesser Kokosnussraspelfuellung, Fladenbrote etc. Am Inle See waren wir in einer Teestube, deren Miniaturtisch definitiv zu klein fuer alle auf Tellern angebotenen Snacks war. Gluecklicherweise sind wir ja Vegetarier, so konnten wir zwei Teller zurueckgeben und hatten dann nur noch 5 verschiedene zur Auswahl! Mittlerweile haben wir aber fast die ganze Pallette dieser Snacks durchgetestet. Der Tee sowie der Kaffee werden mit viel Zucker und gesuesster Kondensmilch aufgebrueht und schmecken entsprechend suess.

Da wir bereits laenger unterwegs sind, ist fuer uns die Hygiene der Teestuben (bis jetzt!) unproblematisch, obwohl die Taesschen fuer den Gruentee immer auf dem Tisch stehenbleiben und nicht nach jedem Gast abgewaschen werden. Man fuellt sich als neuer Gast einfach eine erste Tasse, schwenkt sie ein bisschen aus und leert diesen Tee auf die Strasse oder den Spucknapf fuer den Betel.

Wenn man in der Teestube bestellen will oder spaeter bezahlen moechte, macht man den Kellner (sind ausschliesslich junge Maenner) mit einem Knutschgeraeusch auf sich aufmerksam, indem man die Lippen zu einem Kussmund spitzt und Luft "einsaugt".

Wie die Teestuben gehoehrt auch das Kauen von Betel zum Strassenbild von Myanmar. Waehrend einige nur nach dem Essen dem Betelkauen froehnen und auf die verdauungsfoerdernde und darmwuermerabtoetende Wirkung schwoeren, kauen vor allem Maenner oft den ganze Tag. Dies laesst sich dann unschwer an den dunkelrotverfaerbten Zaehnen und Zahnfleisch erkennen. Ein kleines Stueck getrocknete Betelnuss wird mit Aromastoffen wie Pfefferminz, Lakritz oder Anis in ein mit Kalk bestrichenes Blatt eingewickelt. Eine dieser Portionen wird jeweils in die Wange geschoben und langsam zerkaut. Da der Betelsaft den Speichelfluss anregt und nicht geschluckt wird, spucken Betelkauer unablaessig. Mich erinnert diese Spuckerei oft an jene von Lamas, da sie aeusserst zielgerichtet sind. Die braunrote Fluessigkeit ist auf allen Gehsteigen der Staedte ein sichtbares Zeichen dieser Gesellschaftsdroge. (Zum Glueck ist es immer noch heiss und die Spucke trocknet entsprechend schnell!) Auf Busfahrten wird jeweils in kleine Plastiksaecke gespuckt, die zu Beginn der Fahrt verteilt werden. Wie gewoehnungsberuerftig ein betelkauender Nachbar auf einer 10stuendigen Busfahrt ist, muss ich wohl nicht genauer beschreiben...

Bettina