Sonntag, 25. November 2007

Sonnenseiten und Schattenseiten...

Waehrend unserer Reise durch Kambodscha erleben wir sehr viel Schoenes; die ueberwaeltigenden Tempel von Ankor, die wunderschoene Landschaft mit schier grenzenlos weiten Reisfeldern, freundliche und liebenswerte Menschen, traumhafte Straende im Sueden,... aber auch Trauriges. Hierzu zaehlt sicher die Armut, welcher wir tagtaeglich begegnen. Rund ein Drittel der kambodschanischen Bevoelkerung lebt unter der Armutsgrenze. Das heisst, ihnen steht taeglich weniger als 0,50 U$ zur Verfuegung. Viele junge Kambodschanerinnen arbeiten zudem unter schlechten Bedingungen und extrem niedriger Bezahlung (monatlich ca. 60 - 70 U$) in einer Textilfabrik rund um Phnom Penh. Als Folge der Schreckensherrschaft der Roten Khmer gehoeren Landminenopfer zum traurigen Strassenbild in ganz Kambodscha.

Der Tourismus in Kambodscha erlebt derzeit einen grossen Boom. So hat sich seit 2001 die Zahl der internationalen Ankuenfte etwa verdreifacht. Der Haupttouristenstrom bewegt sich vorallem in Siem Reap, rund um die Tempel von Ankor und in der Hauptstadt Phnom Penh. Hier begegneten wir dann auch vielen bettelnden Menschen/Kindern, StrassenhaenderlerInnen, welche mit dem Verkauf von Souvenirs ein paar Dollars verdienen wollen.

Auch ist im Land die Korruption weit verbreitet. Kambodscha rangiert auf dem internationalen Korruptionsindex auf Platz 162 von 179 Laendern. Wobei sich das Land in den letzten Jahren sogar noch "verschlimmbessert" hat! Wenn man weiss, dass der kambodaschanische Praesident der 13.reichste Asiate ist, weiss man auch, wer die "hohlste" Hand im Land hat! So haben wir bei der Einreise nach Kambodscha bereits am ersten Tag mit der kambodschanischen Transportmafia Bekanntschaft gemacht. Generell haben wir Auslaender immer mehr als die Einheimischen fuer Busfahrten bezahlt und die Tickes immer in US Dollar bezahlt und nicht in der Landeswaehrung (= Riel). Auf unserer Reise haben wir immer mal wieder kleineren Korruptionen stellen muessen. Beispielsweise an einer Strassenkontrolle, wo uns ein Polizist irgendeine Vignette fuer unseren gemieteten Roller verkaufen wollte oder ein andermal ein Touristenpolizist Eintritt fuer die Besichtigung eines Tempels verlangen wollte. Da die staatlichen Beamten, wie auch die staatlichen Aerzte und Krankenschwestern sehr wenig verdienen, sind sie fast gezungen, sich bestechen zu lassen, um zu ueberleben. So wurde uns gesagt, dass man in einem oeffentlichen Spital tagelang ohne Behandlung liegen kann, wenn man nicht bar fuer die Behandlung bezahlt.

Weitere Proleme sind das unterentwickelte Rechtssystem und ungeklaerte Grund- und Bodenverhaeltnisse. So haben wir in Sianoukville, ganz im Sueden an der Meer gesehen, wie die Landbevoelkerung von ihrem Boden vertrieben wurde, weil ein Grundstueckspekulant das Land gekauft hat und auf einen Bauboom in ein paar Jahren hofft. Die Bauern leben nun in slumartigen Behausungen aus Holz und Plastikplanen direkt am Strassenrand. Da sie nun kein Land mehr besitzten, um sich selbst zu versorgen, bleibt ihnen meist nur noch das Betteln.


Beim Reisen haben wir uns deshalb mehr als in anderen Laendern ueberlegt "wo wir unsere Dollars" lassen. So haben wir, wenn es moeglich war, sogenannte NGOs (=nicht Regierungsorganisationen) unterstuezt. Sei es, dass wir in solchen Shops ein paar Souvenirs gekauft haben oder in Restaurants solcher Organisationen assen. Durch diese Organisationen erhalten beispielsweise Behinderten, Frauen, Stassenkindern und ihre Familien Unterstuetzung und eine faire Verdienstmoeglichkeit.


In Siem Reap entschlossen wir uns, in einem von Beat Richners Kinderspitaelern Blut zu spenden. Waehrend unserer Reise durchs Land merkten wir erst richtig, was dieser Mensch hier leistet. Seine Spitaeler werden ausschliesslich von Spenden finanziert. So behandelt er alle Kinder bis zum 16ten Altersjahr gratis. Die Familie muss nur fuer die Verpflegung aufkommen, sofern es ganz arme Menschen sind uebernimmt das Spital dies ebenfalls. Die Spitaeler haben einen ausgesprochen guten Standart. So gibt es beispielsweise drei MRI Geraete. Dem einheimischen Personal werden faire Loehne bezahlt, um Korruption zu verhindern. (Auslaender werden auch gegen Bezahlung nicht behandelt, da dies der erste Schritt hin zur Korruption waere). Auch bieten die Spitaeler kostenlose Workshops fuer Hygiene, Kinderpflege, ... an.


So sind wir an unserem letzten Tag in Siem Reap mit dem Velo zum Spital gefahren. Am Eingang wurden wir vom Pfoertner zum Labor gefuehrt, wo uns eine Laborantin und ein Laborant freudlich empfiengen und sich bereits ein erstes Mal bedankten. Nachdem wir ein Personalblatt ausgefuellt hatten, wurde unsere Blutgruppen mittels eines kleinen Stichs in den Ringfinger bestimmt. Mit einem Laecheln teilte der Laborant Parik die Blutgruppe B mit. Waehrend in der Schweiz die Blutgruppe B selten ist, haben die meisten Kambodschaner Gruppe B und so benoetigen sie dieses am meisten. Danach wurde uns rund 3,1 dl Blut abgenommen, wobei fuer die Bestimmung der Menge der Blutbeutel einfach auf eine Waage (natuerlich keine Digitalwaage) gelegt. Obwohl die Aparaturen nicht auf topmodernstem Stand waren, erfolgte die Blutabnahme aeusserst professionel und absolut steril. Mehrmals wurden wir vom fuersorglichen Personal nach unserem Befinden befragt. Im Anschluss wurden wir noch fotografiert und somit waren wir in der Spenderkartei der Kanta Bopha Spitaeler aufgenommen. Auch erhielten wir einen offiziellen Blutspenderausweis, was fuer uns natuerlich ein nettes Souvenier ist, ein Getraenk nach Wahl, eine Tasche mit einem T-Shirt, Informationsmateriel zu den Spitalelern und zum Engagement von Beat Richner in Kambodscha und eine Packung Guetzli. Auch wurden wir mit Eisen- und Vitamintabletten fuer die darauffolgende Woche versorgt. Mit einem guten Gefuehl, mit unserem Blut vielleicht einem Kind hier zu helfen, verliessen wir das Spital.


Wer nicht weiss, was er mit seinem Weihnachtsgeld anfangen soll, kann sich unter www.beatocello.com informieren und einen sehr wertvollen Beitrag leisten.

Bettina