Wir stiegen in Siem Reap im Guesthouse von Michael, einem Oesterreicher, ab. Dieses Guesthouse entwickelt sich zu einer Art deutschsprachiger Enklave. Michael ist neu im Geschaeft und bemueht sich sehr um seine Gaeste. Am liebsten sitzt er im Garten vor dem Guesthouse und unterhaelt sich mit ihnen. So haben wir viel ueber das Leben in Kambodscha im Allgemeinen und ueber die Tempel im Speziellen erfahren.
Da am Sonntag viele Kambodschaner bei den Tempeln picknicken (Einheimische bezahlen keinen Eintritt fuer die Tempel, Auslaender 40$ fuer drei Tage), beginnen wir mit der Besichtigung erst am Montag. Am ersten Tag fahren wir mit einem Tuktuk, am zweiten mit Fahrraedern und am dritten Tag erneut mit einem Tuktuk.
Bereits beim ersten Tempel dauert unsere Besichtigung ziemlich lange, dabei gehoert dieser Tempel zu den unspektakulaeren. Aber wir koennen einfach nicht durch die Tempel rauschen wie andere. Bei den Hauptattraktionen sind viele Gruppen unterwegs, vor allem Franzosen und Ostasiaten (Japaner, Chinesen und Koreaner). Wer Pech hat, wartet eine halbe Stunde, bis sich alle Japaner gegenseitig vor dem Tempel fotografiert haben. Die Franzosen fotografieren sich zwar nicht gegenseitig, sind
Vor den Tempeln warten viele fliegende Haendler auf Touristen und bieten von Glueckssternen, Floeten, Schals, T-Shirts, Postkarten (Jeweils ein Buechlein mit zehn Karten und um dies zu beweisen, leierten die Kinder in allen moeglichen Sprachen die Zahlen von eins bis zehn herunter, in der Hoffnung, dass auch die Sprache des jeweiligen "Opfers" darunter ist.) bis hin zu Buechern alles moegliche an. Jeweils fuer einen Dolla, das "r" wurde nicht gesprochen, die Betonung auf der ersten Silbe. Unsere beiden neuen Freunde aus Berlin hatten das National Geographic Buch ueber Angkor dabei, die Originalausgabe fuer 30 Euro. Als wir zum Tuktuk gehen wollten, bot uns einer dieser Haendler das gleiche Buch fuer 8$ an. Als wir meinten, dass es eine Kopie sei, antwortete er nur, es sei "a very good copy", als sei dies das Selbstverstaendlichste der Welt. Es ist hier auch schwieriger, ein Originalbuch zu finden als "a very good copy". So kauften wir diese wirklich gute Kopie, die Fotos sind ganz wenig heller als im Original, fuer 7$.
Am ersten Tag besuchten wir acht Tempel. Interessant war, dass jeder von uns viern einen anderen Tempel als Favoriten hatte. Auf dem Rueckweg fuhren wir bei Angkor Thom und Angkor Wat vorbei. Vor allem Angkor Wat strahlte im schoensten Abendlicht. Es breauchte ziemliche Ueberwindung, den Fahrer nicht anhalten zu lassen. Morgen werden wir diese Tempel dann sehen.
Da Angkor Wat erst nach drei Uhr nachmittags in gutem Licht liegt, verbrachten wir die Zeit bis dahin in einem der vielen kleinen Restaurants mit jeweils zwei, drei Tischen. Die Grenzen der einzelnen Lokale sind genau abgesteckt, manchmal sogar mit einem gespannten Seil erkennbar. Als sich Sonja mit zwei Stuhlbeinen auf der anderen Seite der Grenze sass, musste sie sich sofort an einen anderen Ort setzen. Die Restaurants haben untereinander eine Art Kartell, d.h., die ankommenden Gaeste werden wie einem Lokal zugeteilt. Da wir zu viert ware, wollten sie, dass wir uns auf zwei Restaurants aufteilen, was fuer uns nicht in Frage kam.
Am dritten Tag wollten wir eigentlich den Sonnenaufgang erleben und standen dazu um vier Uhr auf. Wegen eines Gewitters haben wir dieses Unterfangen abgeblasen und sind nochmals schlafen gegangen. Der zweite Tempel an diesem Tag, der Banteay Srei, wird mit Unterstuetzung der Schweiz restauriert. Alle Restaurationsarbeiten werden in einer Kooperation mit einem Land oder einer auslaendischen Universitaet durchgefuehrt. Unser Berliner Freunde haben schon gespottet, ob die Schweiz eigentlich auch einen Tempel restauriert, nachdem wir sahen, dass sogar sich Indien finanziell am Wiederaufbau eines Tempels beteiligt. (Deutschland hat sich natuerlich Angkor Wat ausgesucht!). Banteay Srei ist ein kleiner Tempel, dafuer mit Verzierungen ausgestattet, die alle anderen Monumente Angkors uebertreffen. Ein Tempel wie die Schweiz: klein, aber ein Schmuckstueck!
Unterwegs sahen wir eine grosse Ansammlung von Motorraedern und fragten unseren Fahrer, war hier los sei, denn eine Hochzeit war es nicht. Dies sind Hahnenkaempfe. Eine solche Gelegenheit wollten wir natuerlich nicht verpassen und wir hielten an. Um die beiden Arenen standen ausschliesslich Maenner. Bei diesen Hahnenkaempfe wird viel Geld gewettet und entsprechend hitzig sind die Gespraeche. In einer Arena kaempften zwei Haehne miteinander. Klar, dass ich dies fotografieren musste. Da es eher dunkel war, schaltete ich den Blitz ein. Als dieser aufleuchtete, erstarrten die beiden schon vorher muede wirkenden Streithaehne regungslos in ihren Bewegungen und die Gespraeche verstummten sofort. Alle schauten in meine Richtung und brachen nach ein paar Sekunden der absoluten Ruhe in Gelaechter aus. Dies haette auch anders ausgehen koennen. Der Fahrer sagte mir dann, dass ich schon fotografieren kann, aber ohne Blitz.
Die drei Tage in Angkor waren zwar lang und intensiv, aber trotzdem nie stressig, sondern abwechslungsreich und interessant. Wir hatten sogar noch Lust, am naechsten Tag einen weiteren Tempel zu besuchen. Den Dschungeltempel Beng Mealea. Doch dazu im naechsten Eintrag.
Patrik