Nachdem ihr euch sicher alle unter www.gibbonx.org ueber die Gibbon Experience informiert habt, moechten wir euch erzaehlen, was wir waehrend den drei Tagen im Dschungel erlebt haben.
Lange waren wir nicht sicher, ob wir an der Gibbon Experience teilnehmen sollen, denn es ist ziemlich teuer. Doch als wir sahen, dass ein dreitaegiges Trekking im Norden Laos fast gleichviel kostet und die Gibbon Experience einzigartig ist, versuchten wir unser Glueck im Buero in Houay Xai. Denn normalweise muss man sich zehn Tage vorher anmelden. Obwohl die Gibbon Experience in keinem Reisefuehrer erwaehnt ist, ist die Nachfrage gross, dank Mund zu Mund Propaganda und verschiedenen Internetforen. Da sie fuer den naechsten Tag noch auf drei Personen warten, hatten wir eine grosse Chance, bereits mit der naechsten Gruppe mitgehen zu koennen. Tatsaechlich tauchten diese drei nicht auf und wir bekamen zwei Plaetze. Unsere Gruppe bestand aus einem Deutschen, einer Irin, einer Englaenderin, zwei Kanadiern und uns. Fuer einmal eine Gruppe ohne Hollaender. Zur Ehrenrettung meiner Halblandsleute: Ein Hollaender hat uns den Tipp gegeben betreffend der Gibbon Experience. Danke Bas!
Weil es am Tag zuvor geregnet hat, hiess das fuer uns, sechs Stunden durch den Dschungel zu marschieren. Dank den Gummischuhen mit Noppenprofil (=aehnlich von Fussballschuhen), die wir bekamen, hatten wir auf dem rutschigen Schlammpfad einen guten Halt. Zwischen durch regnete es, aber nicht so stark. Nach fuenf Stunden erreichten wir das Basisdorf.
Ein paar Informationen zur Gibbon Experience:
Gegruendet wurde die Gibbon Experience im Bokeo Nature Reserve im Norden Laos von einem Franzosen vor etwa drei Jahren. In diesem Park leben mehrere Gibbonfamilien. Die Idee war, ein Projekt zu starten, bei dem die einheimische Bevoelkerung mitarbeiten kann, um einen Sinn fuer den Erhalt des Regenwaldes und den Schutz der Tiere zu sehen. Im Moment arbeiten ueber 30 Einheimische fuer das Projekt, sowie ein paar Freiwillige aus westlichen Laendern. Wenn die ganze Infrastruktur steht, soll sie voellig in die Haende der Laoten uebergehen. Heute stehen fuenf komplette Baumhaeuser (mit Dusche und Toilette), beim sechsten fehlt die Wasserversorgung. Geplant sind noch weitere fuenf bis sechs Baumhaeuser. Als Verbindung zwischen den einzelnen Standorten wurden Stahlseile gespannt, an denen man sich mit Rollern einhaengen und rutschend "fortbewegen" kann. Das Ganze funktioniert natuerlich nur in eine Richtung. Schaut unsere Fotos an und ihr werdet es besser verstehen.
Zurueck zu unserem Trip: Die letzte Stunde vom Dorf war die Schlimmste. Zuerst mussten wir einen Fluss durchqueren. Das Wasser war zwar nur knoechelhoch, aber nachher hatten wir alle nasse Fuesse. Durch den Urwald fuehrte ein steiler, schlammiger Weg. Nur muehsam kamen wir voran. Ally, die Quasseltante aus Irland, hatte wegen einer geplatzten Blasen eine blutige Ferse. Schliesslich erreichten wir das Camp, wo wir von einem asiatischen Schwarzbaeren, einem kleinen Affen, einer Katze sowie ein paar Tourguides begruesst wurden. Ausgeruestet mit einem Klettergurt mit Rollen ging es zur ersten Zipline, die zum Baumhaus fuehrte. Da es Mateo, einer der Kanadier, dem Tourguide Dave gleichtun wollte, und mit einem kurzen Spurt startete, verhedderte er sich mit seinen Dread Locks am Kabel und riss sich eine halbe Locke aus. Der laotische Tourguide meinte ganz trocken, dass dies ein Beispiel sei, wie man es nicht machen sollte. Ohne weitere Zwischenfaelle erreichten wir das Baumhaus auf 35 Metern. Sogleich gingen wir auf Erkundungstour zu den einzelnen Ziplines. Eine der Zipline ist fast 450 Meter lang und man ist ueber 30 Sekunden unterwegs. Dabei hat man eine fantastische Aussicht ueber den Dschungel, Baeume soweit das Auge reicht, etwa 60 bis 80 Meter ueber dem Boden. Zwischen den einzelnen Ziplines muss man jeweils ein paar Minuten laufen, um wieder Hoehe zu gewinnen.
Geschlafen wird wie schon erwaehnt in den Baumhaeusern, ausgeruestet mit einem Frischwasserhahn und Badezimmer mit Dusche und Toilette (mit atemberaubenden Blick in den Urwald und durch den Lattenrost bei der Dusche auch nach unten). Das Essen wird von den Laoten ueber die Zipline gebracht. Unglaublich wie sie es schaffen, so elegant drei Toepfe mit Essen, die grossen Taschen mit Badetuechern und Decken zu bringen. Kaum sind sie da, sind sie auch schon wieder verschwunden. Die Hauptnahrung besteht aus Klebreis (sticky Rice) mit verschiedenen Gemuesen und wer wollte, Fleisch (wir Vegetarier waren fuer einmal in der Mehrheit!). Und das drei Mal am Tag. Zum Fruehstueck gab es als Abwechslung Ruehreier statt Fleisch.
Doch die Hauptsache war natuerlich das Zippen, das wir vor allem am zweiten Tag ausgiebig genossen. Einige konnten mit ihren Fotoapparaten auch filmen. Das Resultat waren abenteuerliche Filme hoch ueber dem Dschungel mit denentsprechenden Kommentaren oder Schreien. Am Morgen des zweiten Tages hoerten wir die Gibbons singen. Sie waren ganz nah, wir konnten sie sogar sehen, wenn auch nur als schwarze Punkte in den schwankenden Baeumen. Wenn die Gibbons am Morgen singen, bedeutet das, dass es nicht regnet. Regnet es zwei Tage hintereinander nicht, dann werden wir mit dem Jeep abgeholt, ansonsten muessen wir sieben Stunden zuruecklaufen. Fuer die Schlaumeier: Ich weiss selber, dass der Hinweg nur sechs Stunden dauerte, aber wir haben das Baumhaus gewechselt und von diesem sind es eben sieben Stunden. Da alle mehr ode weniger laediert waren, beteten wir, dass wir die Gibbons auch am dritten Tag singen hoeren. Bettina hatte auf einem Zehen eine Blase und ich war einmal zu schnell auf der Zipline unterwegs, so dass ich mit der Schulter statt dem Roller bremste. Was eine Schuerfung hinterliess, welche aber mittlerweile gut heilt. Jedoch wird mich ein bleibendes Souvenir in Form einer Narbe an dieses Erlebnis im Dschungel von Nordlaos erinnern!
Unser Flehen wurde erhoert und die Gibbons sangen auch am letzten Tag. Zu weit weg, um sie sehen zu koennen. Auf dem Rueckweg mussten wir drei Fluesse durchwaten, der erste war fast huefttief, so dass wir die Hosen auszogen. Unser Guide meinte, wir sollen die Hosen nicht wieder anziehen, weil bald ein zweiter Fluss kommt. Die Zeitangaben der Laoten sind nicht sehr zuverlaessig, es dauerte gut zehn Minuten bis zum naechsten Fluss. Waerend dieser Zeit setzten wir uns dem Gelaechter der auf dem Feld arbeitenden Laoten aus, die sich ueber unser komisches Aussehen amuesierten. Gut 45 Minuten nach uns kam dann der zweite Teil unserer Gruppe im Dorf an, wo der Jeep auf uns wartete. Der Weg zueruck nach Houay Xai war dann nicht minder spektakulaer, da die Strasse abschnittweise immer noch tiefschlammig war. Einmal mussten die Fahrer aussteigen und mit Schaufeln und Hacken die Strasse fuer die Weiterfahrt praeparieren. Kurz bevor wir die Teerstrasse erreichten, durchquerten wir nochmals einen Fluss- diesmal trockenen Fusses auf dem Pick up sitzend!
Falls ihr in naechster Zeit in Laos seid, duerft ihr die Gibbon Experience auf keinem Fall verpassen.
Patrik