Montag, 14. April 2008

Hampi

Es gibt Orte in Indien, die von allen besucht werden und nachher alle begeistert davon schwaermen. Neben Varanasi, den Backwaters in Kerala und Ladakh gehoert auch Hampi dazu.

Die Tempelruinenstadt Vijayanagar (Stadt des Sieges), der Einfachkeit halber nach dem Hauptort Hampi genannt, liegt am kleinen Fluss Tungabhadra und erstreckt sich ueber eine Flaeche von 26 km2. Wir haben schon einige Tempel, Palaeste und Pavillons gesehen und koennen uns ein Urteil erlauben. Die Ruinen von Hampi gehoeren nicht zu den Highlights, viele sind in einem erbaermlichen Zustand und sehen aelter aus als ihre 400 oder 500 Jahre. Das Spezielle an Hampi ist das surreal wirkende Gelaende mit riesigen goldbraunen Felsbrocken inmitten gruener Reisfelder und Bananenplantagen. Die malerische Lage am Fluss und die spezielle Atmosphaere an diesem Ort machen Hampi zu einem der eindruecklichsten Sehenswuerdigkeiten Indiens.

Die beste Reisezeit liegt zwischen Anfangs November und Ende Maerz, wenn die Tagestemperaturen auch lange Fussmaersche erlauben. Wir waren anfangs April, also in der Nebensaison und merkten dies sowohl an den zum Teil geschlossenen Lokalen oder einer reduzierten Speisekarte, aber auch an den Temperaturen. Wir haben schon lange nicht mehr so geschwitzt wie in Hampi, als wir die Ruinen zu Fuss oder mit dem Fahrrad erkundeten. Vor allem die zweite Fahrradtour bleibt in Erinnerung, weil ich nachdem wir den Fluss mit der Faehre ueberquert haben, nach etwa drei Kilometern einen Platten hatte und wir das Fahrrad etwa zwei Kilometer zurueckstossen mussten, bis wir einen Velohaendler fanden, der auch Reifen flickt. Wir hatten Glueck, eine halbe Stunde spaeter waere er nicht mehr da gewesen, da ein Freund heiratet. So wurde es noch spaeter und entsprechend heisser. Der erste Tempel war ein noch heute benutzter Hanumantempel, zu dem etwa 480 Stufen fuehren, alles in der bruetenden Hitze an der prallen Sonne. Doch die Aussicht (und der bessere Empfang mit dem Mobile!) entschaedigt fuer die Muehen. Der Tempel selber ist wie die meisten noch benutzten Hindutempel fuer uns Nicht-Hindus nichts besonderes. Von hier oben sieht man weit in die Ferne, die Tempelruinen sehen aus wie Spielzeughaeuser und die sonst riesigen Felsbrocken wie Kieselsteine. Nach ausgedehntem Trinkhalt fuhren wir weiter zu den anderen Tempel, einem Durga- und einem Laxmitempel. Beim Durgatempel bekamen wir zusaammen mit einem Mexikaner eine Fuehrung durch einen Sadhu (ein hinduistischer Heiliger ohne Kasten- und Familienbindung) durch das Gebiet um den Tempel herum, wo sich ein altes Fort und einige Hoehlen befinden, in denen es angenehm kuehl war. Am Schluss der Fuehrung brachte er uns vor den Tempel und fragte dann wie so ueblich nach Geld. Eigentlich gingen wir davon aus, dass es Sadhus nicht erlaubt ist, Geld anzunehmen, aber der Wirt unseres Stammlokals meinte, dass sei schon in Ordnung. Sadhus duerfen einfach kein Geld horten, sondern nur fuer den taeglichen Bedarf nutzen. Unser Sadhu wollte mit dem Geld Seife fuer seine Kleider kaufen. Mit unseren Spenden kann es ziemlich viel Seife kaufen. Der Mexikaner nahm ihn dann sogar mit dem Roller bis zum Shop mit.

Natuerlich liessen wir uns den Sonnenauf- und untergang nicht entgehen. Das Timing fuer den Sonnenuntergang war nicht weiter schwierig, wir waren einfach genug frueh da und warteten, bis die Sonnee untergegangen war. So einfach ist das. Um den Sonnenaufgang nicht zu verpassen, fragten wir im Guesthouse, wann wir etwa losgehen sollen. Sie meinte, dass wir um 5.20 Uhr loslaufen sollen. Da uns dies doch reichlich frueh vorkam, verlegten wir die Startzeit auf halb sechs Uhr. Mit Zeitangaben ist in Indien stets vorsichtig umzugehen, vor allem wenn es ums Laufen geht. Wenn die Inder sagen, es sei nur zwei, drei Minuten, entpuppt sich dies nicht selten als ein
Viertelstunde. Inder gehen selten zu Fuss, jeder der etwas auf sich haelt, hat einen fahrbaren Untersatz. Zurueck zum Sonnenaufgang: Obwohl wir versehentlich den weiteren Weg waehlten, waren wir bereits um sechs Uhr auf dem Matanga Hill, der beste Ort zum Geniessen des Sonnenaufgangs. Neben uns waren nur ein Rudel Affen da, aber nicht wegen der Aussicht, sondern weil sie etws zu essen erhoffen. Mit boesen Blicken und Wurfbewegungen versuchten wir sie von uns fernzuhalten. Spaeter kam eine Gruppe von fuenf Russinnen (den knappen Kleidern an direkt von Goa) mit ihrem Lunch, den sie grosszuegigerweise mit den Affen teilten. Kein Wunder sind diese so frech und greifen nach jeder Wasserflasche, die sie sehen. Die aufgehende Sonne tauchte die Landschaft in schoene warme Farben, langsam wurden die einzelnen Gebaeude voneinander unterscheidbar. Bereits nach wenigen Minuten war die Sonne schon genug stark, um die Felsen aufzuwaermen und trieb uns zurueck ins Dorf in den Schatten.

Waehrend unserer ersten Radtour begegneten wir mehreren indischen Familien, die fuer einmal kein Foto mit uns machen wollten, sondern das Gespraech mit uns suchten. Dabei faellt auch immer die Frage, wie es uns in Indien gefaellt und wie wir die Schweiz und Indien miteinander vergleichen. Das Wetter ist ein einfacher Vergleich und die Inder finden es auch sehr heiss im Moment. Wenn Inder unterwegs sind, dann meist nur eine Woche. In dieser Zeit spulen sie ein grosses Programm ab, legen lange Strecken im Fahrzeug zurueck. Die eine Familie hatte einen Gelaendewagen gemietet, der im Ladebereich auch Sitzbaenke hat. In dieses Fahrzeug stiegen mindestens 12 Personen ein. Das Gepaeck auf dem Dach, gekocht wird unterwegs neben dem Parkplatz, geschlafen wahrscheinlich im Auto oder unter freiem Himmel. Die Inder sind schnell mit Tipps zur Hand, was wir auf unserer Reise noch alles anschauen sollen. Doch meist sind die Interessen der Inder und der westlichen Besucher nicht deckungsgleich und wir bleiben bei unserem Programm.

Wenn wir einmal keine Lust auf sportliche Aktivitaeten hatten, setzten wir uns an den Fluss und schautem dem Tempelelefanten beim taegliche Bad zu. Wobei Bad ziemlich harmlos ausgedrueckt ist. Der Mahout (Elefantenfuehrer) schruppte die Haut des Elefanten mit einem Stein. Doch der Elefant liess sich das ohne weiteres gefallen, es schien ihm sogar zu gefallen. Am liebsten hatte er es, wenn ihn der Mahout mit Wasser abspritzte. Des weiteren fuhren wir mit den runden Coracleboote auf dem Fluss. Diese aus Bambusrohren geflochtenen Boote werden hier seit mehr als fuenfhundert Jahren benutzt.