Sonntag, 9. September 2007
Wayang Kulit
Wayang Kulit ist das traditionelle Schattenspiel mit flachen, reich verzierten und bemalten Lederpuppen. Der Dalang ist gleichzeitig Erzaehler, Darsteller und Leiter des begleitenden Gamelanorchesters. Ein Gamelanorchester besteht aus verschiedenen Xykophonen, Gongs, Rasseln, Floeten und geigenaehnlichen Streichinstrumenten. In traditionellen Vorfuehrungen sitzen die Frauen vor der Leinwand und koennen die Schatten beobachten und die Maenner beobachten das Geschehen von der anderen Seite, wo sie neben den Puppen auch den Dalang und das Orchester sehen. Auf Java dauert eine Vorstellung neun Stunden, von neun Uhr abends bis zum fruehen Morgen und es kommen ueber hundert verschiedene Puppen zum Einsatz. Meist wird das hinduistische Epos Ramayana (eine Art Romeo und Julia Geschichte) gespielt.
Ganz klar, dass wir als kulturinteressierte Reisende uns einen solchen kulturellen Leckerbissen nicht entgehen wollten. So steuerten wir gestern Abend auf direktem Weg, ohne einen Blick auf die unzaehligen Souvenirstaende zu werfen, ins Sono Budoyo Museum, wo um 20 Uhr eine Wayang Kulit Vorfuehrung stattfand. Kurz nach sieben Uhr waren wir dort, um ja die besten Plaetze ergattern zu koennen. Fuer uns herrschte noch freie Platzwahl. Die Buehne stand in der Mitte und man konnte waehrend der Vorstellung um die Buehne herumgehen. Als die Vorstellung dann begann, war der Saal nicht brechend voll, aber es waren sicher neun zahlende Zuschauer anwesend. Auf der anderen Seite waren es der Dalang, zwoelf Musiker im Gamelanorchester und noch vier Saengerinnen. Zum Glueck dauerte unsere Vorfuehung nur gut eineinhalb Stunden. Von der Handlung bekamen wir nicht viel mit, weil sie in altjavanisch gesprochen wurde. Als koennte der Dalang den groessten Schwachsinn erzaehlt haben und wir haetten nichts davon mitbekommen. Die Musiker standen immer wieder auf, holten sich Zigaretten, die sie ihren Mitmusikern weitergaben, tranken Tee oder Wasser. Dazwischen wechselten sie die Instrumente oder sassen gelangweilt im Schneidersitz am Boden. Auf einmal fingen wieder alle Musiker zu spielen, sie schlugen mit ihrem Haemmerchen auf die Xylophone und Gongs, zupften an den Saiteninstrumenten, schwangen die Rasseln. Dazu der Singsang der Saengerinnen. Das Beobachten des Orchesters was um einiges interessanter als die Handlung mit den Lederpuppen. Etwa zehn Minuten vor Ende der Vorfuehrung verliessen die Saengerinnen die Buehne und zum Schluss klatschte einer der Musiker wie wild in die Haende, um uns anzuzeigen, dass die Show au Ende ist.
Patrik
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