Donnerstag, 15. Mai 2008

Klungkung - What do you want there?

Nachdem wir die ersten beiden Tage auf Bali in Kuta verbrachten, einem ehemaligen Fischerdorf, dessen Strand mittlerweilen kilometerweit zugebaut ist und vor allem bei australischen und japanischen Surfern beliebt ist, wollten wir auf unsere Art und Weise Bali entdeckten. So fragten wir nach einem Bus nach Klungkung. Dieses Ansinnen stiess auf Verwunderung und zur Frage, was wir dort wollen. Dieser Ort scheint nur eingefleischten Balikennern ein Begriff zu sein. Es ist nicht so ueblich, in Bali herumzureisen, sondern an einem Ort pauschal zu naechtigen und von dort aus zwischendurch Ausfluege zu unternehmen. Doch schliesslich fand sich ein Weg, uns nach Klungkung zu fahren. Als wir dort ankamen, war das eine Hotel im Reisefuehrer nicht mehr in Betrieb, so dass wir im Losmen gleich daneben abstiegen. Losmen sind einfache, meist von einer Familie gefuehrte Unterkuenfte. So hatte das Zimmer keine Dusche, sondern ein Mandi. Beim Mandi schoepft man mit einer Plastikschuessel Wasser aus einem Becken und giesst sich dieses ueber den Koerper. Mandis sind besser als viele Duschen, die wir in den letzten Monaten hatten, aus denen das Wasser nur in einem duennen Rinnsal kam.

Viele Gaeste scheint dieses Losmen nicht mehr zu haben. Am Abend waren wir fuer die Kinder der Familie die Attraktion und wir unterhielten uns mit ihnen soweit es ihre Englischkenntnisse zuliessen. Der fuenfzehnjaehrige Sohn, der bei uns als elf- oder zwoelfjaehriger durchgegangen waere, ist ein fanatischer Fussballfan und fragte uns nach den besten schweizer Fussballern. Da kamen wir gehoerig ins Gruebeln, welcher unserer Kicker auf Bali ein Begriff ist. Wir versuchten es mit Alex Frei. Volltreffer! Oh, Alexander Frei, rief der Junge, is from Switzerland. Dann versuchten wir es mit Philippe Senderos und wieder waren wir erfolgreich. Er wusste sogar, dass er bei Arsenal spielt. Das fuenfjaehrige Maedchen hatte ihre Freude daran, immer wieder unsere Namen zu rufen.

In Klungkung befindet sich die Kerta Gosa, eine Gerichtshalle aus dem 18. Jahrhundert, mit sehr eindruecklichen Deckenmalereien, welche die Strafen fuer die Verbrecher zeigen. Als wir am Eingang fragten, ob es im Ort ein Restaurant gibt, meinten sie, dass es vier Kilometer noerdlich der Stadt eines hat. Dies sei schon ein bisschen weit zu Fuss. Als wir dann sagten, dass wir im Ort uebernachten, schauten sie uns entgeistert an. Waehrend den zwei Tagen mussten wir uns nicht vom Supermarkt ernaehren, denn es hat wie in jedem Ort auf Bali Warungs, das sind kleine Restaurants mit einer beschraenkten Auswahl an Gerichten. Doch wir haben in den Warungs schon besser gegessen als in manchem Restaurant, vor allem preiswerter. Ebenfalls hat es in Klungkung einen Nachtmarkt mit vielen Essensstaenden. Von unserer ersten Reise nach Java wissen wir noch, was vegetarisch auf Indonesisch heisst. Die Leute beim Eingang zur Kerta Gosa meinten wohl, wir wollen Pizza oder Schnitzel Pommes rotweiss essen.

Nachdem wir in Goa den Komfort eines eigenen Rollers schaetzen gelernt hatten, wollten wir Bali auch mit dem eigenen Fahrzeug und nicht mit gefuehrten Touren erkunden. An mehreren Orten fragten wir in Klungkung, wer einen Roller vermietet. Doch im Land der Motorraeder und Roller (selbst kleine Knirpse sieht man auf dem Roller) liess sich niemand finden, der uns einen vermietet. So aenderten wir unsere Plaene und uebernachten seither in Touristenorten, wo wir sicher einen Roller oder ein Auto mieten koennen und es auch Restaurants hat.

Suedlich von Klungkung befindet sich im Dorf Kamasan das Zentrum der traditionellen Malerei Balis. Auf dem Weg dorthin begann es leicht zu regnen und ploetzlich stoppte ein Wagen neben uns und ein alter Mann fragte uns, ob wir mitfahren moechten. Zufaelligerweise war der Mann Maler und zeigte uns stolz zuerst seine Werkstatt und dann seinen Verkaufsraum. Eigentlich hatten wir nicht vor, an diesem Tag ein Bild zu kaufen, aber wenn sich die Gelegenheit so aufdraengt, warum auch nicht. Schliesslch konnten wir uns das Bild eines Balinesichen Kalenders einigen. Dieser Kalender ist eine Art Geburtshoroskop, wobei es auf den Tag der Geburt ankommt. Doch die Balinesen kennen fuer jedem Tag fuenf verschiedene Unterteilungen und es ist sehr kompliziert, von unserem Geburtstag auf die richtige Untergruppe zu schliessen. Wie auch immer, das Bild gefaellt uns. Danach fragte uns der Mann, ob er uns zurueckfahren soll. Ein Angebot, das wir gerne annahmen. Doch er fuhr uns nicht direkt nach Klungkung zurueck, sondern wollte uns den Strand zeigen, ein schwarzer Sandstrand. Touristen verirren sich sonst nie hierher, wegen der starken Wellen ist es unmoeglich zu baden und die Wellen brechen fuer Surfer viel zu nah am Ufer. Als der Mann, der fuer seinen Gelaendewagen eigentlich viel zu klein ist, gerade ueber eine Kreuzung faehrt, betaetigt er den Warnblicker. Er faehrt ja weder nach links noch nach rechts, also blinkt er fuer beide Seiten. Logisch, oder? Wie auch immer, stolz zeigte er uns den Strand und wartete geduldig auf uns, als wir uns laenger als er umschauten. Er liess es sich dann nicht nehmen, uns direkt vor dem Hotel in Klungkung auszuladen. Diese Unterkunft steht nicht in unserem Reisefuehrer und es war fast nicht moeglich, ihm verstaendlich zu machen, dass es fuer uns kein Problem sei, zu unserem Losmen zu laufen, da wir so gleichzeitig noch was einkaufen koennen. Die Balinesen sind einfach zu freundlich.

Patrik