Der Fahrer des Bemos fuhr uns "freundlicherweise" direkt vor eine kleine Mini-Reisebueroagentur und nicht zum lokalen Ticketschalter. Dort kauften wir in letzter Minuten noch ein Ticket fuer die Faehre, welche einige Minuten spaeter ablegte. Waehrend wir mit "Sack und Pack" zur Fahre rannten, fuhr der Reisebueromitarbeiter mit dem Motorrad voraus, um die Faehrleute auf unser Eintreffen aufmerksam zu machen. Im Wissen, dass die wir fuer die Tickets den ueberhoehten Touristenpreis bezahlt hatten, waren wir doch froh, die Faehre noch erwischt zu haben und nicht eineinhalb Stunden warten zu muessen. Die Ueberfahrt mit der Faehre dauerte rund fuenf Stunden, welche wir lesend oder i-Pod hoerend verbrachten. Am Hafen von Lembar herrschte dann die uebliche geschaeftige Hektik, wie wir sie von Bahn- und Busbahnhoefen kennen. Ueberall freundliche "Helfer", die sich um die ankommenden Touristen bemuehen. Da wir noch kein Ticket fuer die Weiterfahrt hatten, wurden wir natuerlich besonders umzingelt... Schliesslich setzte man uns in einen Bus und wir fuhren mit anderen Touristen in einem Minibus los.
Irgendwo auf der Strecke hielt der Bus nochmals und der "Reisebegleiter" wies uns darauf hin, nochmals bei einem ATM Geld abzuheben, da es auf den Gili keine Automaten gibt, was auch stimmt und in jedem Reisefuehrer steht. Der Hauptgrund des Stopps war aber, dass der geschaeftige Mann noch Rueckfahrtstickets verkaufen wollte, da es auf den Gili eben keine Reisebueros etc... gebe, was natuerlich nicht stimmt. So buchten dann alle schnell ihre Rueckfahrten, waehrend wir vor dem Warung rumluemmelten. Schliesslich sprach der Mann auch uns an, wir gaben uns zuerst etwas wortkarg, erklaerten ihm dann, das wir nicht vorhaben gleich wiederzurueckzufahren sondern noch ein Trekking zum Gunung (=Vulkan) Rinjani machen wollen. Der Mann war ob unserer Idee sehr begeistert und verkaufte uns natuerlich gleich das 3-tages Trekking. Auf der Weiterfahrt, waren zur uns zuerst nicht sicher ob wir vielleicht etwas ueberstuerzt gehandelt hatten, so ganz ohne Preisvergleich verschiedener Agenturen. Im Nachhinein hatten wir aber wirklich ein gutes Angebot erhalten, als wir es mit anderen "Abenteurern" auf der Tour verglichen, die alle mehr als wir bezahlt hatten, fuer die gleiche oder sogar weniger Leistung. Auch hatte sich der Agent noch um 200'000 Rupien zu seinen ungunsten verrechnet, was etwa 22 CHF sind. Patrik meinte nur, wer in der Schule das rechnen nicht gelernt hat ist selber schuld...
Die Bootsanlegestelle in Bangsal erreichten wir kurz nach Sonnenuntergang. Dort herrschte nochmals das uebliche Gedraenge beim Einsteigen auf das kleine Faehrboot, das uns nach Gili Air bringen sollte. Da es keinen Steg fuers Einsteigen gab, mussten alle "mit Sack und Pack" durchs knietiefe Wasser waten. Da waren wir beiden "Langzeit-Traveller" mit Tevasandalen und Rucksaecken definitiv den Pauschalurlaubern mit Turnschuhen, Ballerinaschuehchen und Socken und ihren grossen Schalenkoffern im Vorteil. Auf der Ueberfahrt kamen wir mit Adi, einem Einheimischen ins Gespraech. Adi, ist natuerlich nicht sein richtiger Name, doch die meisten Indonesier, welche in der Tourismusbranche arbeiten, haben einen einfachen Rufnamen fuer Touristen. Im Dunkeln erreichen wir Gili Air. Dankbar folgen wir Adi zu seinem Arbeitsort im LEGEND-COTTAGES ganz im Norden der Insel. Dort beziehen wir einen einfachen Bambusbungalow mit Palmdach. Von der unmittelbaren und fantastischen Lage direkt am Meer sehen wir natuerlich (noch) nichts. Nach dem tradtionellen Nationalgericht "Nasi goreng" (Nasi= Reis, goreng=gebraten und fuer uns Vegetarier gibts es noch ein telur= Spiegelei oben drauf!) gehen wir schon frueh ins Bett und verpassen somit die ultimative Mittwochsparty. Von der Musik hoeren wir nur noch in den Traeumen!
Auf der Insel bietet fast jede Unterkunft auch Schnorchelausfluege an. Daneben gibt es zwei offizielle PADI Tauchschulen. Obwohl fuer uns beide das Tauchen hier auf Gili keine Fortsetzung findet, interessiert uns vorallem die deutsch gefuehrte Tauchschule. Denn wir vermuten hier Quinti (ist natuerlich auch ein Uebername!), einen Freund meines Brunders, der auf Gili seit sieben Monaten als Tauchlehrer arbeitet. Spontan fragen wir einen der Angestellen, der gemuetlich auf der Veranda der Tauchschule sitzt und wie (fast) alle Taucher genuesslich an einer Zigarette "saugt", nach dem "swiss diving instructor". Als er dann aufsteht, merke ich sofort, dass es keine weiteren Erklaerungen mehr bedarf, da es sich um Quinti handelt. Doch das asiatische Essen machte auch ihn ein paar Kilos leichter und die Haare sind auf Grund des tropischen Klimas angemessen kurz, sodass ich ihn erst auf den zweiten Blick wiedererkannt habe. So verbringen wir gemuetlich den ganzen Nachmittag auf der Terrasse der Tauchschule und tauschen Reisegeschichten, Erlebnisse aus Indonesien und Neuigkeiten aus der Schweiz aus. Wobei unsere News bezueglich der Schweiz auch nicht mehr wirklich up to date sind! Quinti erzaehlt uns seinerseits natuerlich von seinem Job, der Unterwasserwelt und dem Inselleben.
Nach einem Tag Nichtstun verspuerten wir am naechsten Tag bereits wieder "Abenteuerlust" und wollten etwas unternehmen. Da die Gilis zu klein sind, um an Land etwas zu unternehmen, muss man dies eben im Wasser suchen. So entschieden wir uns fuer einen Schnorchelausflug, nachdem das Tauchen definitiv nicht zu unserer Praeferenz gehoert.
Mit einem sogenannten "glas bottom" Boot mit Bambusauslegern fuhren wir los. Das bedeutet soviel, als dass ein Teil des Schiffsbodens aus einer Glasscheibe besteht. So konnten wir durch dieses Fenster die Korallen und zum Teil auch Fische trockenen Fusses im Riff beobachten. An einer geeigneten Stelle vor der Nachbarinsel Gili Meno verteilte unser Guide ein erstes Mal Schorchel, Flossen und Taucherbrillen und wir stuerzten uns ins angenehm warme Nass.
Auch waren die Gilis kulinarisch fuer mich eine Neuentdeckung und ich wurde meinem Grundsatz als Vegetarierin untreu. Bereits einmal habe ich in Indien Fisch gegessen, welcher mir wirklich lecker schmeckte. Jeden Abend wird in allen Restaurants auf Gili Air Fisch-Barbeque angeboten. Da ich ja von Grund auf ein neugieriger Mensch bin und gerne ungewohntes ausprobiere, gabs dann ein zweites Mal Fisch fuer mich auf dem Teller. An den Namen des Fisches kann ich mich leider nicht mehr erinnern, doch waehlte ich nicht jenen farbig gestreiften "Nemo", den ich am Nachmittag noch beim Schnorcheln beobachtet habe, dass haette mir dann doch das Herz gebrochen...
Bettina