Mittwoch, 18. Juni 2008

Nordwaerts nach Bangkok

Nach Nordmalaysia war geplant, der Westkueste Thailands entlang nach Bangkok zurueckzureisen. Doch das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung und wir aenderten die Plaene. Angefangen hat es eigentlich ganz gut. Von Langkawi fuhren wir mit einem Boot nach Satun auf thailaendischer Seite. Per Bus ging es weiter nach Trang, von wo wir am naechsten Tag nach Koh Lanta fuhren. Bereits bei der Ankunft merkten wir, dass die Saison vorbei ist. Nur zwei "Schlepper" empfingen uns an der Busstation, um uns Flyer von Hotels unter die Nase zu halten. In unserer Preisklasse lagen genau zwei, alle anderen sind geschlossen. Angesichts der beginnenden EURO waehlten wir die Hotelanlage, wo auch die Zimmer mit Ventilator einen Fernseher hatten. Wie alle erlebten wir einen sehr enttaeuschenden Auftakt zur EURO. Auf Koh Lanta konnten wir uns noch auf des Wetter verlassen, der Regen war jeweils nur fuer kurze Dauer. Wie mittlerweilen ueblich mieteten wir uns einen Roller, um die Insel zu erkunden. Dieses Mal hatten wir ein bisschen Pech, denn der Anlasser liess uns im Stich. Als wir einmal hielten, um zu besprechen, wohin wir fahren sollen, konnten wir den Roller nicht mehr starten. Kurz darauf kam ein Thai angefahren und meint lachend "No petrol". Doch dem war nicht der Fall und er konnte uns nicht weiterhelfen. Glueck im Unglueck, nicht weit entfernt fanden wir eine Werkstatt, die zwar geschlossen war, aber ein Nachbar ueberzeugte den Besitzer davon, dass es eine gute Tat sei, uns zu helfen. Er musste einiges ausprobieren, bis er das Problem fand, eine Wackelkontakt beim Anlasser. Dazu nahm er die Verschalung ab, probierte es mit der Batterie eines anderen Motorrades, versuchte den Kickstarter, alles ohne Erfolg. Eigentlich wollten wir darauf das Motorrad umtauschen, aber da es wieder funktionierte und wir noch Benzin hatten, behielten wir es.

Von Koh Lanta ging es weiter nach Krabi, wo wir die restliche Zeit verbringen wollten, da sich dieser Ort gut eignet, um Ausfluege in die Region zu unternehmen oder fuer eine Fahrt nach Koh Phi Phi (Fuer alle, die es noch nicht wissen, im Thailaendischen wird ein "ph" als langes "p" ausgesprochen, also nicht Ko Fi Fi). Rund um Krabi hat es viele malerischen Straende und fantastische Kalksteinfelstuerme, die einen laengeren Aufenthalt erlauben. Nachdem wir aber auf unserem ersten Ausflug dermassen verregnet wurden, aenderten wir die Plaene und fuhren nach Hua Hin an der Ostkueste. Normalerweise ist das Wetter an der Ostkueste (rechts) um diese Zeit besser als an der Westkueste (links), da der Monsun von Westen (links) her kommt. Ansonsten waeren wir kaum nach Hua Hin gefahren, da dieser Ort ein klassischer Badeferienort fuer Pauschaltouristen ist. Als wir ankamen, stellten wir fest, dass an diesem Wochenende das Hua Hin Jazz at the Beach Festival stattfindet. Dies erschwerte die Suche nach einer Unterkunft sehr, weil die guenstigen ausgebucht waren und alle anderen die Preise angehoben hatten. Schliesslich fanden wir ein Zimmer fuer 300 Baht, fuer das wir sonst hoechsten 100 bezahlt haetten. Entschaedigt wurden wir mit einer entspannten Atmosphaere am Strand, wo die Konzerte stattfanden. Das Publikum bestand hauptsaechlich aus Thais, nur wenige westliche Touristen kommen um diese Jahreszeit nach Thailand. Die Thais sind bekannt dafuer, dass sie in der Freizeit dem Alkohol nicht abgeneigt sind und so war der Stand ueberfuellt mit leeren Bierdosen und -flaschen. Einige scheinen gleich am Strand zu schlafen, um sich das Geld fuer eine Unterkunft in fluessige Nahrung investieren zu koennen.

In Hua Hin soll es um die hundert Schneider geben und da diese nichts zu tun haben, lungern sie vor der Tuer herum und quatschen jeden an, der ein bisschen westlich aussieht. Es muss wohl nicht speziell erwaehnt werden, dass es vor allem indische Schneider sind! Da man ausser am Strand liegen nicht viel unternehmen kann, legen wir auf dem Weg nach Bangkok einen Stopp in Petchaburi ein. Laut Reisefuehrer eine "traditionelle, wenig besuchte Stadt mit an die 30 Tempelanlagen. Wer auf Englisch sprechende Guides und europaeisches Essen verzichten kann und kulturell interessiert ist, kann hier einige anregende Tage verbringen." Dies trifft doch voll und ganz auf uns zu! Fuer uns wurden es zwei Tage mit einigen Tempeln, selbst wir schauen uns nicht alle 30 an. An einem Abend hatten wir eine anregende Unterhaltung mit einem Thai, der im Maerz fuer eine Woche in der Schweiz und Frankreich war. Organisiert wurde die Reise von seinem Unternehmen fuer gute thailaendischen Kunden. In der Schweiz waren sie in Luzern, auf dem Rigi, machten eine Schiffsfahrt, besuchten den Rheinfall, etc. Stolz zeigte er uns das Schweizer Taschenmesser mit seinem eingravierten Namen. Von den schweizer Uhren gefallen ihm die von IWC am besten und erstaunt war er, dass beim Uhren-Bucherer in Luzern Mitarbeiter arbeiten, welche urspruenglich aus Thailand, China, Taiwan,... kommen! (Ja, wir Schweizer wissen schon, wie man gute Geschaefte macht! Aber das haben wir ihm nicht so direkt gesagt!) Aus seinem Auto holte er extra den Kugelschreiber des Hotels Schweizerhof (5 Sterne!), wo sie in Luzern uebernachteten, weil ihm der Namen nicht mehr einfiel. Er schwaermte ueber den tollen Service dort, die fantastische Aussicht auf die Berge und war auch sonst voellig begeistert von der Schweiz, so sauber und ruhig, die Leute sind viel entspannter, weniger gestresst als in Frankreich. Weniger angetan war er vom Wetter, er musste immer lange Unterwaesche tragen. Trotzdem liess er es sich nicht nehmen, fuer ein Foto auf dem Rigi neben der Temperaturanzeige ("Minus degree!") mit nacktem Oberkoerper zu posieren. Hier sah er das erste Mal Schnee. Erwaehnt hatte er auch die Schrebergaerten, von denen er meinte, es seien Ferienhaeuser, welche der Staat den Schweizern zur Verfuegung stellt. Frisch gesaehte Kartoffelfelder erregten ebenfalss seine Aufmerksamkeit. Ueber die Bedeutung des Loewendenkmals wusste er zu unserer Schande besser Bescheid als wir. Das Beeftartar erhob er kurzerhand zum schweizer Nationalgericht und auch das Kaesefondue fand er lecker. Natuerlich schmeckte auch die Schweizer Schokolade. Weniger begeistert war er hingegen vom franzoesischen Kaese, diesen musste er mit Wein nach- bzw. runterspuelen. Generell vermisste er in der Woche das scharfe Essen, obwohl sie in Luzern einmal in einem thailaendischen Restaurant waren. Lachend erklaerte er uns, dass er nach der Landung in Bangkok zielstrebig einen Imbissstand ansteuerte, um seine Gelueste nach richtig scharfem Essen zu stillen! Dafuer gefiel ihm die Revue im Lido in Paris, wo die Frauen "no bra" trugen. Auf der Plattform des Eiffelturms und in einem Boot auf der Seine wurde jeweils diniert. Man wollte den Kunden schliesslich etwas bieten.

Fuer uns interessant zu sehen, wie ein Thailaender die Schweiz bzw. was ihm vorgesetzt wird, beurteilt und schliesslich alle Klischees ueber die Schweiz bestaetigt.

Patrik und Bettina