Samstag, 15. März 2008

Gewuerztour im suedlichen Hochland

Nachdem wie die Backwaters in Kerala mit verschiedenen Booten erkundigt hatten, folgt ein Abstecher ins Hinterland Keralas. Mit einem Bus fuhren wir zuerst nach Kumily auf rund 1000 Meter ueber Meer. Obwohl ich eigentlich nichts mehr ueber Busfahren schreiben wollte, erlebten wir erneut noch nie Dagewesenes... Zum Einen fuhr der Fahrer ueber die schmale und kurvenreiche Strasse, als saesse ihm der Teufel im Nacken. Zum Anderen war die hintere Tuer des Busses total durchgerostet. Dass niemand waehrend der Fahrt verloren gehen konnte, hat man die Tuer einfach mit Stoffstreifen an den Fensterverstrebungen des vorderen und ruckwaertigen Sitzes befestigt.


Waehrend wir in Kottayam, dem Ausganspunkt der Fahrt noch ueber 30ig Grad hatten und schwitzten, kuehlte sich die Luft im Verlauf immer mehr ab und wir begannen langsam zu froestelen. Irgendwann setzte auch noch ein Nieselregen ein und wir fuhren in der Folge durch mystische Nebelschwaden. Die "bergige" Landschaft ist fuer den Tee und Gewuerzanbau bekannt. Die Huegel um uns erschienen uns teilweise als einzige, riesige Teeplantage!

In Kumily naechtigten wir in einem sogenannten Home Stay. So wohnten wir bei einer Familie im Anbau ihres Hauses. Wir waren also fuer 2 Tage Hausbesitzer! Bobbi (sein vollstaendiger Namen kann sich eben niemand merken), der Sohn der Familie nahm sich sehr viel Zeit fuer uns. Mit einem Freund zusammen, betreibt er zudem noch ein open-air Restaurant mit Musik in der Naehe. Wobei man sich das Restaurant als Tische mit Plasitkstuehlen und einem Dach aus Palmblaettern vorstellen muss. Auch bei den beiden Freunden herrschte traditionell-indische Arbeitsteilung. Der eine war der Kellner, der andere der Koch. Spezialisiert haben sie sich auf Pizza und Pasta, wobei sie sich wirklich mit manchem Italiener messen koennten! Am ersten Abend waren unsere Pizzen aber etwas verpfeffert, aber dafuer waren wir selber Schuld. Denn im "Land wo der Pfeffer waechst" hat er einen deutlich intensiveren Geschmack, als nach monatelangen Transporten bis ins Gestell von MIGROS oder coop!

Auf Grund der andauernden "tiefen" Temperaturen und des gelegentlichen Nieselregens, entschlossen wir uns am naechsten Tag, auf eine Tee- und Gewuertour zu gehen, statt auf Tigerpirsch im nahegelegenen Nationalpark. Mit Bobbi als Guide und einem befreundeten Rikshaw-Fahrer fuhren wir zuerst zu einer Teefabrik.

Das Gebauede der Fabrik stammt aus dem Jahre 1941 und hatte viel britisches, kolonialistisches Flair. In der Fabrik konnten wir die Produktionsschritte des Tee, vom gepflueckten Blatt bis zum fertigen Tee 1 zu 1 mitverfolgen und Bobbi erklaerte uns die einzelnen Schritte nochmals sehr informativ.


Auf der Teeplantage sahen wie die Teepflueckerinnen, es sind ausschliesslich Frauen, bei der Arbeit. Damit sich die Frauen nicht die Haut aufkratzen, wickeln sie Streifen aus alten Reissaecken um Taille und Beine. In Kumily wird der Tee mit einer Art Schere gerntet und nicht von Hand. Aus den Teeblaettern wird nur "Pulver" fuer Teebeutel oder auch den traditionellen indischen Chai hergestellt. Chai hat nicht viel mit unserem westlichen Verstaendnis von Tee gemeinsam, denn er wird mit viel Milch und noch vieeeeel mehr Zucker getrunken. Der bei uns in Mode gekommene Gruentee gilt hier in Indien als Medizin und wird in keinem Restaurant oder Teelokal ausgeschenkt.


Nach dem Besuch der Teeplantage fuehrte uns Bobbi noch durch einen grossen Gewuerzgarten. Interessant war fuer uns, Maenner bei der Pfefferernte zu beobachten. Mit einem Pfluecksack auf dem Ruecken wird der Pfeffer, der als eine Art Efeu um einen Baum waechst, geerntet. Spektakulaer war weniger die Ernte, sondern vielmehr der Bambuspfahl, der als Leiter diente! Bobbi seinerseits machte sich den Spass, uns bei jeder Pflanze, bei jedem Strauch oder Baum nach dem entsprechenden Gewuerz zu fragen. Teilweise hatten wir wirklich keine Ahnung und wir waren total ueberrascht. Bei anderen Pflanzen verriet der Geruch das Gewuerz. Zum Schluss der Tour rochen unsere Haende aber so stark, dass es immer schwieriger wurde, etwas differenziert wahrzunehmen.


Zum Abschluss dieser lehrreichen Tour, besuchten wir noch den Gewuezshop von Bobbis Bruder. Es lockte uns schon sehr, von all diesen herrlich duftenden und frischen Gewuerzen etwas zu kaufen. Da wir aber noch laenger unterwegs sind, war dies leider nicht moeglich. So entschieden wir und fuer die Home-made Chocolate. Auf Grund der zahlreich vorhandenen Kakaobaeume in der Region produziert fast jedes Geschaeft eigene Schokolade, welche zum Teil mit heimischen Mandeln oder Cashewnuessen angereichert werden. Sie schmeckte wirklich sehr lecker und so brachten wir es ueber die Ostertage auf stolze 300 Gramm Schokolade innert 12 Stunden!


Bettina